Exploring TechnoSociety

Wie gestalten sich Gesellschaften, die in praktisch allen Handlungsbereichen technisiert sind und sich beständig weiter technisieren? Der Friedrich Schiedel-Lehrstuhl für Wissenschaftssoziologie verfolgt das Ziel einer responsiven und reflexiven Wissenschaftsforschung, die diese Frage in empirische Fallstudien übersetzt und sich in inter- und transdisziplinäre Dialoge begibt.

In unseren aktuellen Forschungsprojekten mit nationalen und internationalen Partnern aus den Nachbardisziplinen sowie den Natur- und Technikwissenschaften widmen wir uns Themen an der Schnittstelle von Forschung & Entwicklung, Organisation & Innovation, Produktion & Konsum sowie Partizipation & Kooperation. Es geht uns dabei jeweils um die Untersuchung technosozialer Verhältnisse oder – zeitdiagnostisch reformuliert – um die Konturen einer sich herausbildenden TechnoSociety.

In-Forest ist eine multi-methodische Studie, die das Zusammenwirken von Wertzuschreibungsprozessen und Ungleichheiten in der Wissenschaft am Beispiel der interdisziplinären Waldforschung empirisch untersucht. Es wird untersucht, wessen/welche Art von Wissen als valide und relevant anerkannt wird, und wie sich soziale Dimensionen wie Geschlecht und Lokalität auf die sozialen und epistemischen Positionen von AkteurInnen im forstwissenschaftlichen Feld auswirken. Hierfür kombiniert die Studie bibliometrische und ethnographische Methoden mit einer vergleichenden Inhaltsanalyse wissenschaftlicher Publikationen, für welche verschiedene Datensets von Waldforschung (Veröffentlichungen in internationalen sowie in länderspezifischen Journalen, mit Fokus auf Südafrika und Tansania) erstellt werden.

Das Projekt stützt sich auf Wissenschaftssoziologie und Szientometrie, Valuation Studies sowie postkoloniale und feministische Forschung. Es verbindet damit bisher disparate Perspektiven, um Ungleichheiten und deren Auswirkungen auf globale Wissensproduktion besser zu verstehen, was eine entscheidende Voraussetzung für deren Überwindung ist. Die Ergebnisse der Studie sollen sowohl in STS als auch in die Waldforschung selbst zur Reflexion und Diskussion eingebracht werden. Das afrikanisch-europäische Team möchte einen wesentlichen Beitrag und Impulse für aktuelle Diskurse liefern, die Wissensdiversität und Inklusion im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung und verantwortungsvoller Forschung thematisieren.

Projektteam:

  • Dr. Susanne Koch – Project lead; TUM STS Department, Science and Technology Policy Group und TUM School of Management, Lehrstuhl für Wald- und Umweltpolitik
  • Camilla Tetley – PhD candidate; TUM STS Department, Science and Technology Policy Group
  • Prof. Nelius Boshoff – Project lead; Centre for Research on Evaluation, Science and Technology (CREST), Stellenbosch University, Südafrika
  • Dr. Similo Ngwenya – Post-doc researcher; Centre for Research on Evaluation, Science and Technology (CREST), Stellenbosch University, Südafrika
  • Dr. Rodrigo Costas – Mercator Fellow; Centre for Science and Technology Studies (CWTS), Leiden University, Niederlande
  • Jonathan Dudek – Junior scholar; Centre for Science and Technology Studies (CWTS), Leiden University, Niederlande
  • Dr. Amani J. Uisso – Senior researcher; Tanzania Forestry Research Institute (TAFORI), Tansania

Dr. Susanne Koch
Tel.: +498928929209
Mail: susanne.koch@tum.de
Augustenstraße 46, 80333 München
Raum: 351

Projektleitung: Dr. Susanne Koch; Prof. Nelius Boshoff (Stellenbosch University)

Zeitraum: 01.02.2022-31.01.2026

Projekttyp: Drittmittelprojekt

Fördergeber: DFG

 

Climateurope2: Unterstützung und Standardisierung von Klimadienstleistungen in Europa und darüber hinaus.

Die Gemeinschaft der Klimadienstleister steht vor zwei großen Herausforderungen: die Notwendigkeit, die Entwicklung von Klimadienstleistungen zu unterstützen, und die Entwicklung von Methoden und Kriterien, die die Qualitätsbewertung der verschiedenen Komponenten einer Klimadienstleistung begünstigen, um sicherzustellen, dass sie vertrauenswürdig ist.

Climateurope2 geht diese Herausforderungen an, indem es Empfehlungen zur Standardisierung der Dienstleistungspraktiken formuliert und die Gemeinschaft der Klimadienstleister einbindet und unterstützt, indem es eine Bestandsaufnahme des bisher Entwickelten vornimmt. Das Projekt fördert auch die Akzeptanz von qualitätsgesicherten Klimadienstleistungen zur Unterstützung der Klimaanpassung und -abschwächung.

Zu den Hauptzielen von Climateurope2 gehören: 1) die Entwicklung von Standardisierungsverfahren für Klimadienstleistungen, 2) die Unterstützung einer gleichberechtigten europäischen Gemeinschaft von Klimadienstleistungen und 3) die Verbesserung der Akzeptanz von qualitätsgesicherten Klimadienstleistungen zur Unterstützung der Anpassung und Abschwächung von Klimawandel und -schwankungen.

Projektleitung: Prof. Dr. Silke Beck

Zeitraum: 01.09.2023-31.08.2027

Projekttyp: Drittmittelprojekt

Fördergeber: European Union’s Horizon Europe research and innovation programme

 

Negative Emissionen und die Politik einer projizierten Zukunft

Die IPCC-Szenarien deuten darauf hin, dass zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens der groß angelegte Einsatz von Technologien mit negativen Emissionen erforderlich ist. Modelle gehen davon aus, dass Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (BECCS) diese zukünftigen negativen Emissionen liefern wird, aber es bestehen erhebliche Bedenken und Unsicherheiten hinsichtlich ihrer Machbarkeit. Dieses Projekt zielt darauf ab, sozialwissenschaftliche Perspektiven und Erkenntnisse in den Mittelpunkt der

der Debatte über BECCS und negative Emissionspfade im Allgemeinen. Es versucht, die sozioökonomischen und politischen Dimensionen der modellbasierten Klimaforschung zu untersuchen, indem es 1) eine rekonstruktive Analyse der Geschichte von BECCS in Modellen mit 2) einer politisch-ökonomischen Analyse der BECCS-bezogenen Politik und Praxis und 3) einer partizipativen Auseinandersetzung mit Modellierern, Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern kombiniert. Dabei stellen wir die Frage, inwieweit Modelle BECCS als eine realisierbare Minderungsoption darstellen, welche Implikationen diese (Nicht-)Performativität für die Rolle der Modellierung in der Klimapolitik hat und wie eine stärkere Berücksichtigung politischer und sozialer Analysen helfen kann, alternative Minderungsszenarien zu entwickeln.

Das Projekt verwendet gemischte qualitative Methoden und einen theoretischen Ansatz, der die politische Ökonomie mit Erkenntnissen aus der Wissenschafts- und Technologiewissenschaft verbindet. Unser Hauptbeitrag liegt in dem Bestreben, eine interdisziplinärere Forschungsagenda zu Emissionsminderungspfaden voranzutreiben und damit die Sozialwissenschaften stärker in die Debatten über die Erfüllung des Pariser Abkommens einzubeziehen.

Projektleitung: Prof. Dr. Silke Beck

Zeitraum: 01.08.2022-01.12.2023

Projekttyp: Drittmittelprojekt

Fördergeber: Formas (Swedish Research Council for Sustainable Development)

 

Das Projekt ist daran interessiert, die Rolle transformativer Technologien bei der Energiewende zu verstehen und Wege zu finden, sie mit wünschenswerten gesellschaftlichen Zukünften in Einklang zu bringen.

Project leader(s): Prof. Dr. Silke Beck

Period: 15.09.2023-31.08.2026

Funding institution: GoTransTech TUM Innovation Network

 

Das Vorhaben BioNET analysiert die Erwartungen und Potenziale für die Etablierung von biobasierten Negativemissionen in ausgewählten Regionen und stellt eine problemadäquate Wissensbasis für die Bewertung von biobasierten NETs in Deutschland bereit.

Projektleitung: Dr. Nils Matzner

Zeitraum: 01.2022 - 12.2024

Fördergeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Themen: Klimawandel; Negative Emissionsn; Carbon Dioxide Removal; Biomasse; Vertrauen in Wissenschaft

 

Die Beteiligung von Laien an der Forschung galt lange als kaum vereinbar mit dem Selbstverständnis moderner Wissenschaft. Dies beginnt sich jedoch zu wandeln. Unter dem Stichwort Citizen Science etabliert sich gegenwärtig ein sozioepistemisches Arrangement, das auf der Partizipation von Laien im Forschungsprozess basiert. Damit bilden sich neue funktionale Beziehungen heraus, in denen Wissen koproduziert wird, neue Formen der Arbeitsteilungen erprobt und etablierte Rollenverständnisse problematisiert werden. Als technologischer Treiber aktueller Citizen Science gilt die Digitalisierung mit den durch sie ermöglichten Beteiligungsinfrastrukturen. Mit Citizen Science verbinden sich wissenschaftspolitische Erwartungen einer Demokratisierung von Wissenschaft und einer partizipativen Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen.

Gefragt wird, wie Evidenzpraktiken in der Citizen Science funktionieren – angesichts einer Beteiligung von Akteuren und Akteurinnen, die nicht zu zertifizierten wissenschaftlichen Professionsgemeinschaften gehören. (Wie) kann Wissen auch dann als glaubwürdig und handlungsorientierend erachtet werden, wenn der soziale Kreis der Beteiligten an der Forschung den berufswissenschaftlichen Kontext überschreitet?

→ Website

Partner

Prof. Dr. Sascha Dickel (Uni Mainz)

Projektleitung: Prof. Dr. Sabine Maasen; Prof. Dr. Sascha Dickel (Uni Mainz)

Zeitraum: 05/2017 - 04/2020

Projekttyp: Array

Fördergeber: DFG

Ein Prototyp kann noch vage Vorstellungen über zukünftige Techniken und unseren Umgang mit ihnen sichtbar machen, dabei Alternativen eröffnen, aber auch in eine bestimmte Richtung lenken. Inwiefern transportiert etwa der Entwurf eines selbstfahrenden Autos zugleich eine Zukunftsvision des Verkehrs von Übermorgen? Und haben Visionen, die durch Prototypen materialisiert werden, eine größere Chance, realisiert zu werden? Prototypisches Design kann aus dieser Perspektive auch als ein Modell dafür gesehen werden, wie heutige Gesellschaften lernen und Innovationen hervorbringen.

Im Teilprojekt PROLAB geht es um die Frage, wie Prototypen in den Bereichen Mobilität und Gesundheit unter Beteiligung von potenziellen NutzerInnen, aber auch DesignerInnen oder IndustriepartnerInnen in sog. „Reallaboren“ entworfen und hergestellt werden. Der Fokus liegt darauf, wie in Reallaboren als „prototypischen Milieus“ Lernen und Innovation stattfinden – und wie das von der Partizipation unterschiedlicher AkteurInnen sowie von der Digitalisierung des Prototyping beeinflusst wird. Dabei stellt sich auch umgekehrt die Frage, welche Arten von Beteiligung Reallabore ermöglichen.

Die Ergebnisse des Verbundvorhabens mit seinen historischen, soziologischen, ingenieurs- und designwissenschaftlichen Dimensionen wird in einer Ausstellung zum Thema Prototypen und Prototypisierung im soeben im Bau befindlichen Deutschen Museum Nürnberg münden.

Zur offiziellen Website des Verbundprojektes: http://prototyping-futures.org/

Partner

KooperationspartnerInnen im Gesamtprojekt: Johannes-Gutenberg Universität Mainz (JGU), Deutsches Museum Nürnberg, Interaction Design Lab der Fachhochschule Potsdam

Teilprojekte

Teil des Verbundprojekts „PROTOTYP – Zukunft materiell entwerfen. Prototypen als Kommunikationsmedien des Neuen“ (Leitung: Prof. Dr. Sascha Dickel, Johannes-Gutenberg Universität Mainz (JGU)).

Projektleitung: Prof. Dr. Sabine Maasen

Zeitraum: 09.2018 – 08.2021

Projekttyp: Drittmittelprojekt, Verbundprojekt

Fördergeber: BMBF

Sexroboter werden als disruptive Technologie mittelfristig nicht nur die Gestaltung individueller sexueller Praxen grundsätzlich verändern, sondern auch deutlich weiter gefasste traditionelle Dichtotomisierungen (Mann/Frau, Mensch/Maschine, Natur/Kultur, etc.) aufbrechen. Das Projekt untersucht aus queer-feministischer, neomaterialistischer und kritisch-posthumanistischer Perspektive Konzeption und praktische Technikgestaltungsprozesse bei der Herstellung von Sexrobotern und fragt nach sozio-technischen Innovationspotenzialen jenseits anthropomorpher Stereotypisierungen.

Dr. Tanja Kubes:
Tel.: +49 (0) 89 289 23833
Mail: tanja.kubes@tum.de

Projektleitung: Dr. Tanja Kubes

Projekttyp: Postdoc-Projekt

 

Bei Produkt-Service-Systemen steigen die Anforderungen, die Interaktionen einer heterogener werdenden Gruppe von Akteuren zu koordinieren. Daher muss

  1. Innovationsarbeit, also die soziale Praxis der Entwicklung von Innovationen, organisiert werden. Diese Innovationsarbeit muss
  2. wiederkehrend überprüft und weiterentwickelt werden. Schließlich müssen
  3. entstehende Organisationsformen des Zyklenmanagements selbst in einem Prozess der institutionellen Reflexivität überprüft und angepasst werden. Diese dritte Ebene adressiert Teilprojekt A11: Wie können organisationale Regelungen selbst zyklisch bewertet und weiter entwickelt werden?

Ziel ist es, geeignete Formen reflexiver Institutionalisierung zu identifizieren und partizipativ zu gestalten.

→ Website

Projektleitung: PD Dr. Jan-Hendrik Passoth, Prof. Dr. Sabine Maasen, Tobias Drewlani, Johan Buchholz, Dr. Uli Meyer

Projekttyp: ["Drittmittelprojekt \/ Third-party funded Project"]

Fördergeber: DFG

Nahrungsmittel als Ergebnis technisierter Bearbeitung galten lange Zeit als Indikator von Fortschritt; dies ist unterdessen bisweilen Anlass zur Skandalisierung, meistens jedoch zumindest ein Stein des Anstoßes. Auch wenn sich die Bewertung angesichts einer Präferenz ‚naturbelassener‘ Lebensmittel gewissermaßen umgekehrt hat, bleibt die grundlegende Frage, was jeweils als ‚natürlich‘ gilt.

Daran schließt das Projekt an, indem es untersucht, wie Grenzen zwischen Natur und Technik ganz konkret dort gezogen werden, wo Natur Gegenstand von Technologien wird: in den Agrar- und Lebensmittelwissenschaften.

Fragestellung

Wie verändert sich die Rolle von Technologien im Kontext der Ernährung? Was gilt hier noch als natürlich, was schon als künstlich? Welche technischen Verfahren gelten als jeweils akzeptabel, damit ein Produkt (noch) als ‚Bio‘ bezeichnet werden können soll und als solches dem Konsumenten gegenübertritt?

These

Unter technosozialen Bedingungen wird sichtbar, wie sich ‚Rohstoffe‘ ihrer Behandlung ‚erwehren‘ – etwa weil es ihrer ‚Natürlichkeit‘ widersprechen würde. Als Indiz dafür fungieren verschiedene Zertifizierungsverfahren im Bereich der Ernährung.

Beitrag zum Forschungsprogramm

Das Projekt zielt auf eine Kartographie von Grenzziehungen von Technik und Natur, indem es Anforderungen an und Bedingungen von Ernährungstechnologien in einem technosozialen Kontext analysiert.

Projektleitung: Dr. Barbara Sutter

Projekttyp: Array

Evidenz wird für politische, gesellschaftliche und individuelle Entscheidungen immer wichtiger, auch wenn dieser Tage vermehrt von einem drohenden „postfaktischem Zeitalter“ die Rede ist. Evidenz basiert auf wissenschaftlich erhobenen Daten, ist aber auch ein soziales Phänomen. Wie und von wem wird Evidenz hergestellt, wie wird sie verwendet und welche Auswirkungen hat das? Dies sind die grundlegenden Fragen, mit denen sich unsere Forschergruppe auseinandersetzt. Da Evidenz ein Thema ist, das viele verschiedene Disziplinen angeht, ist die Forschergruppe interdisziplinär ausgerichtet. Unsere insgesamt sechs Teilprojekte umfassen Wissenschaftler aus den Fachbereichen Technikgeschichte, Praktische Philosophie, Wissenschaftssoziologie, Medizingeschichte und -ethik, Marketing und Konsumforschung, sowie Wissenschafts- und Umweltgeschichte.

  • Sprecherin: Prof. Dr. Karin Zachmann
  • Ko-Sprecher: Jun-Prof. Dr. Sascha Dickel (Wissenschaftssoziologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz)
  • Koordinatorin: Dr. Olga Sparschuh

→ Website

Teilprojekte

TP4: DIE ROLLE DER MORALISIERUNG IN DER INTERPRETATION VONERNÄHRUNGSWISSENSCHAFTLICHER EVIDENZ

Dieses Projekt untersucht die Evidenzpraktiken der Verbraucher/innen im Feld der Ernährung. Die Ernährung ist eine evolutionär und kulturell tradierte Praktik, die erst seit ca. 100 Jahren mit Erkenntnissen aus den Ernährungswissenschaften gestärkt, konfrontiert und verändert wird. Die Ergebnisse der Phase 1 zeigen, dass Evidenz – verstanden als einleuchtendes und gesellschaftlich akzeptiertes Wissen – als Basis für das Verbraucherhandeln nicht nur ausgehend von wissenschaftlichem Wissen entsteht, sondern vor allem durch Heuristiken und Wertvorstellungen geprägt wird. Dies trifft vor allem dann zu, wenn wissenschaftliches Wissen fragil ist und dem intuitiven Urteil von richtig oder falsch und gut oder schlecht entgegensteht.

  • Prof. Dr. Jutta Roosen
  • Edoardo Maria Pelli

TP5: DIE RISIKOINDUSTRIE. EVIDENZ FÜR SICHERHEIT ALS NEUES FORSCHUNGS- UND GESCHÄFTSFELD IN DER BUNDESREPUBLIK IN DEN 1960ER BIS 1980ER JAHREN

08.2020 – 08.2023

Das Projekt untersucht Evidenzpraktiken der technischen Sicherheit und deren Veränderung in Deutschland in den 1950er bis 1980er Jahren. Nachdem der Fokus in der ersten Phase auf den beiden Technikbereichen Kernkraft und Automobiltechnik lag, steht in der zweiten Phase die Entstehung und Entwicklung der Risikoindustrie im Mittelpunkt. Unter diesem Begriff fassen wir das seit dem Ende der 1960er Jahre neu entstehende Forschungs- und Geschäftsfeld, welches das Risikokonzept als zentrales Paradigma nutzte, um Evidenz für (technische) Sicherheit zu erzeugen und zu verwerten – im ingenieurstechnischen, diskursiv-politischen, aber auch unternehmerischen Sinne. Ziel des Projekts ist es, den Aufstieg und die Etablierung dieses neuen Wissensfeldes in  der BRD historisch nachzuzeichnen und in den Kontext der Entstehung eines neuen Evidenzregimes technischer Sicherheit seit den 1970er Jahren einzuordnen.

  • Prof. Dr. Karin Zachmann
  • Dr. Stefan Esselborn

TP8: AUGENSCHEINLICH EXZELLENT? EVIDENZPRAKTIKEN IN DER AUFBEREITUNG  WISSENSCHAFTLICHER FORSCHUNG UND  BIOGRAPHIEN FÜR DIE BEANTRAGUNG VON ERC  STARTING UND CONSOLIDATOR GRANTS

Im gegenwärtigen Wissenschaftssystem ist hohe wissenschaftliche Qualität, oft mit dem Begriff der Exzellenz gefasst, sowohl zum vielbesprochenen Ziel wissenschaftlicher und wissenschaftspolitischer Aktivitäten geworden, als auch zur strittigen Frage: Wie kann wissenschaftliche Exzellenz evident gemacht werden? Und wer kann sie mit welchen Mitteln bestimmen, messen und vergleichen? Thema des Teilprojekts 8 sind Evidenzpraktiken in der Bewertung von wissenschaftlicher Qualität in der Forschungsförderung.

  • Prof. Dr. Ruth Müller
  • Dr. Mallory James

DFG Forschergruppe 2448 “Evidenzpraktiken”
Mail: evidenzpraktiken@tum.de

Projektleitung: Prof. Dr. Karin Zachmann

Zeitraum: 13.12.2016 – 30.09.2023

Projekttyp: Verbundprojekt / Consortium Project

Fördergeber: DFG

Co-Creation – Praktiken, die unterschiedliche Akteure in gemeinsamen Innovationsaktivitäten zum wechselseitigen Nutzen zusammenbringen – ist enstanden als eine weithin erwünschte Schlüsselresource für aktuelle Bestrebungen, Innovationsprozesse und -resultate zu verbessern. Das europäische Forschungskonsortium SCALINGS untersucht die Möglichkeiten und Grenzen einer weitergehenden Verbreitung und Nutzung von ko-kreativen Praktiken quer durch Europa.
SCALINGS untersucht mittels eines mobilen, eingebetteten und vergleichend experimentellen Forschungsdesigns einzigartige Umsetzungen und Resultate dreier Instrumente von Co-Creation: innovative Beschaffung, Living Labs und Infrastrukturen der Co-Creation. Das Konsortium fokussiert auf zwei Technologiedomänen (Robotik und städtische Energieversorgung) über 10 Partnerländer hinweg. SCALINGS zielt darauf ab, Möglichkeiten für bewährte Verfahren und sozial robuste Skalierung von Co-Creation zu stärken und dabei gleichzeitig unser Verständnis davon verbessern, wie ko-kreative Praktiken mit den sozialen, kulturellen, ökonomischen und institutionellen Umgebungen, in denen sie umgesetzt werden, zusammenhängen. SCALINGS ist ein interdiszplinäres Projekt, das Sozialwissenschaftler*innen, Ingenieur*innen, politische Entscheidungsträger*innen und Industriepartner*innen aus ganz Europa zusammenbringt.
Das Projekt SCALINGS wird durch das Horizont 2020 Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union innerhalb der speziellen Förderungslinie „Science with and for Society“. Dessen Ziel ist es, effektive Kooperationen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft aufzubauen, um neue Talente für die Forschung zu rekrutieren und dabei wissenschaftliche Exzellenz mit sozialem Verantwortungsbewusstsein zu paaren.

http://www.scalings.eu/

Förderung

 

Partner

Projektleitung: Prof. Dr. S. Pfotenhauer (Koordinator), Prof. Dr. Sabine Maasen, Dr. Uli Meyer, Prof. Dr. Ruth Müller

Zeitraum: 05.2018 – 07.2021

Projekttyp: ["consortium"]

Fördergeber: EU, Horizont 2020

Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit (Re)Konfigurierungen von Natürlichem und Technologischem an, in und von Ernährung. Anhand immer neuer Beziehungen, die Natur und Technologie im Ernährungsbereich eingehen (können), untersucht es die spezifische Formierung des Politischen, in der sich die gegenwärtige TechnoSociety realisiert und die gegenwärtig vermehrt zu verantwortlichem Umgang mit Ernährung aufruft.

Projektleitung: Laura Trachte

Projekttyp: Array

Städte wie Wien oder München sind gegenwärtig im Wachstum begriffen, was die Zahl der EinwohnerInnen und die Bautätigkeit betrifft. Gleichzeitig stehen Gebäude, Wohnungen, Büros und Geschäfte leer und werden über längere Zeiträume nicht genutzt. Unterschiedliche AkteurInnen – u.a. verschiedene Abteilungen der Stadtverwaltung, HausbesitzerInnen, AnrainerInnen, Interessensgruppen, NGO’s und ForscherInnen – vertreten innerhalb dieses Spannungsfeldes unterschiedliche Positionen. Innerhalb der gegensätzlichen und doch zusammenhängenden Dynamiken von Stadtwachstum und Leerstand entwickeln und praktizieren sie unterschiedliche Strategien, um sich urbanen Raum anzueignen.

In diesem Projekt untersuche ich Praktiken der Aneignung von urbanem Raum mit ihren epistemischen, technischen, materiellen, sozialen, emotionalen, verkörperten, raum-zeitlichen und ökonomischen Dimensionen. Aneignung geht in dichten urbanen Räumen immer auch mit Enteignung einher. Es beinhaltet daher immer auch moralische und politische Fragen: Wie soll urbaner Raum verteilt werden? Wie kann Wohnen und Leben organisiert werden? Was sind legitime private und öffentliche Forderungen und Bedürfnisse und wie können diese ausgeglichen werden? Vor diesem Hintergrund spielen Wissen und Wissenspraxen eine wesentliche Rolle. Wie die AkteurInnen Sinn aus Stadtwachstum und Leerstand machen, hat soziale und materielle Auswirkungen – es erlaubt bestimmte Maßnahmen und Handlungen und blendet andere aus. Debatten und Praktiken urbaner Raumaneignung verhandeln somit die Verhältnisse zwischen Wachstum, Rückgang und Verdrängung.

Kontroversen rund um die Aneignung von Stadtraum sind kein neues Phänomen (man denke nur an die Hausbesetzungen in vielen deutschen und österreichischen Städten in den 1970er und 80er Jahren). Allerdings stellt sich die Frage, ob Raumaneignung unter den Konditionen einer TechnoSociety – einhergehend mit der Allgegenwärtigkeit technischer Innovationen und Anwendungen sowie mit einer Neuverteilung von Expertise und Handlungsmacht – eine spezifische Qualität hat.

Projektleitung: Andrea Schikowitz

Zeitraum: seit 2018

Projekttyp: Postdoc-Projekt

Der Roboter ist ein soziales Projekt, das aus den Vorstellungen von Menschen über andere Menschen entsteht. Die in den Entwicklungsumgebungen zum Einsatz kommenden Modelle des Sozialen (Human Factors) sind mitunter weniger kontextsensitiv als die in den Projektbeschreibungen der Förderlinien formulierten Hoffnungen und Ziele versprechen. Mein Projekt versucht die Entwicklung von Robotern als komplexe Verschaltung von Gesellschaftsvorstellungen und Programmierlogiken in den Blick zu nehmen. Dabei konzentriere ich mich auf ein entwicklungsethnographisches Vorgehen, in dem der Sozialforscher an der Programmierung von Robotern beteiligt ist und so „practical knowledge“ darüber gewinnt, wie das ,Soziale‘ in die Maschine gebaut wird.

Projektleitung: Henning Mayer

Projekttyp: Array

Eine Untersuchung der Wahrnehmung und Darstellung von Robotiktechnologie als un/belebt und im Kontext von Mensch-Roboter-Interaktion, Forschungs- und Entwicklungspraxis, Wissenschaftskommunikation, Marketing, Mediendiskurs und politischem Diskurs.

2015-2017: Unterstützt durch ein Promotionsstipendium der Andrea von Braun-Stiftung.

Projektleitung: Dipl.-Psych. Laura Voss

Zeitraum: 2014-2020

Projekttyp: ["phd"]

Fördergeber: 015-2017: Andrea von Braun-Stiftung

Die Raumfahrt sieht sich gegenwärtig selbst einem Prozess tiefgreifender Veränderungen begriffen. Verschiedene Akteure proklamieren unter dem Leitparadigma „New Space“ eine zunehmend kommerzialisierte und privatisierte Raumfahrt. Neue Akteure prägen die Raumfahrtbranche und ihre Kunden. Universitäten und kleine Unternehmen betreiben eigene, kostengünstige Satelliten, Nichtregierungsorganisationen nutzen Weltraumdaten und staatliche und private Institutionen sind zunehmend von kritischen Kommunikations- und Informationsinfrastrukturen im Orbit abhängig. Zugleich erhalten Utopien der bemannten Raumfahrt neuen Auftrieb, die die Menschheit weiter als bisher ins All tragen wollen, während der erdnahe Weltraum zunehmend durch Weltraumschrott verschmutzt und bedroht wird. Dabei zeigen sich erstaunliche Parallelen zu politischen Nachhaltigkeitsforderungen und -bemühungen etwa in der Klimapolitik.

Das Promotionsprojekt untersucht die Genealogie, Epistemiken und Technopolitiken oben genannter Entwicklungen. Im Fokus stehen dabei neue Relationalitäten von Weltraum- und Erdbezogenheit, die unter ubiquitär geschalteten Herausforderungen von Innovation und Nachhaltigkeit verfügbar gemacht werden.

Projektleitung: Michael Clormann

Zeitraum: seit 12.2016

Projekttyp: Array

Fördergeber: Exzellenzinitiative, Munich School of Engineering

Das Projekt erforscht die Entstehung und Verschaltung von Robotik und Altenpflege im Kontext europäischer Innovationspolitik. Dabei wird nicht die (In)Kompatibilität der beiden Seiten angenommen, sondern vielmehr im Rahmen einer umfangreichen Genealogie deren materielle und diskursive Bedingungen analysiert. Dabei schlägt das Projekt eine ‚Analytik des Interfacing‘ vor, die gerade die Praktiken und Prozesse in den Blick nimmt, durch die Robotik und Pflege füreinander kompatibel gemacht werden und wurden. Dies wird anhand dreier Fälle beleuchtet: dem europäischen Innovationsdiskurs, einem pflegerobotischen Entwicklungsprojekt und einem Projekt zur öffentlichen Beschaffung einer robotischen Lösung für geriatrisches Assessment. Darin zeigt sich exemplarisch die die Ubiquität und Mühseligkeit technologischer Verschaltungsarbeit. ‚Interfacing‘ wird zur zentralen politisch-technologisch-sozial zu gestaltenden Aufgabe der TechnoSociety.

Projektleitung: Benjamin Lipp

Zeitraum: 10.2014 – vsl. 05.2019

Projekttyp: Array

Mein Forschungsprojekt stellt die Materialität und Diskursivität von Translationale Medizin ins Zentrum. Hierbei gehe ich davon aus, dass Translationale Medizin auf einen Notstand im foucaultischen Sinne reagiert. Im genaueren führten verschiedene Modifikationen zu Diffusionsversuchen zwischen medizinischer Forschung und Praxis. Trotzdem sind beide Bereiche nicht kompatibel füreinander. Translationale Medizin greift dies auf und zwar in der Form eines Notstands. Vor allem im Policy Diskurs wird die Lücke zwischen Labor und klinischer Praxis als Notstand konstruiert. Diese Lücke wird als systematisches Problem des deutschen Forschungssystems verhandelt. Hier positioniert sich die Translationale Medizin gleichzeitig auch als Antwort auf diesen Notstand. Translationale Medizin offeriert hierbei eine neue organisationale Konfiguration als Lösung. Hierbei lassen sich Prozesse der Institutionalisierung und Professionalisierung von Translationaler Medizin beobachten.

Projektleitung: Julia Klering M.A.

Zeitraum: 08.2016 – 01.2020

Projekttyp: Array

Das Dissertationsprojekt „Technologien des Wandels“ erforscht die Rolle Technischer Universitäten im Kontext einer sich technologisch wandelnden Gesellschaft, die sich selbst als Innovationgesellschaft beobachtet. In dieser geht es um die gestiegene Bedeutung der Forschung für Innovation und dem gleichzeitig gestiegenen Bedarf nach ihrer Legitimation. Forschung soll disruptive Technologien produzieren, der Innovationsverlauf soll in netzwerkförmigen Strukturen stattfinden und zudem reflexiv sein. Seit geraumer Zeit kommt der verantwortliche Umgang mit Innovation („RRI“) hinzu. Keiner würde mehr bestreiten, dass das Soziale nunmehr gleichauf mit dem Technischen steht. Technische Universitäten wie die TU München reihen sich in diese sozio-technischen Innovationen ein, wohl gewiss, dass sie nicht nur Akteure, sondern auch Getriebene dieser Entwicklungen sind. Sogenannte Technologien des Wandels sind ein hypothetischer Zugang zu der Forschungsfrage, wie sich die Technische Universität so transformiert, dass sie nicht nur als Objekt, sondern als Playerin im Spiel um sozio-technische Innovationen hervorgeht. Mein Fall zeigt, dass die Hybridisierung des Sozialen und Technischen letztlich in dominanter Weise zum Technischen aufgelöst wird.

Projektleitung: Anton Schröpfer

Zeitraum: 10.2014 - vsl. 05.2019

Projekttyp: Array