Regionale Innovationskulturen verstehen

Ein Vergleich fünf deutscher Stadtregionen und ihrer Aneignung von Praxismodellen der Innovation

Worum geht es in der Studie?

Ziel des Projektes ist es, Fragen von lokalen Kulturen, Identitäten und sozialen Bedürfnissen in das Zentrum der Innovationstheorie zu stellen. In einer dreijährigen, vergleichenden Analyse von fünf verschiedenen deutschen Stadtregionen – Berlin, Dortmund, Dresden, Karlsruhe und München – soll erforscht werden, wie diese Regionen durch die Spannungen zwischen abstrakten Innovationsmodellen und lokaler soziokultureller Einbettung navigieren. In der Studie soll die Frage beantwortet werden, wie jede Region den Zweck, die Mechanik und die Grenzen von Innovation anders aufzeigt.

Alle fünf Stadtregionen zeichnen sich durch ihre starken technischen Universitäten und jüngsten Initiativen zur Förderung von Wissenschaft und Technik aus. Dennoch wollen wir jenseits der üblichen Indikatoren für Innovationskraft soziologisch verstehen, wie jede Stadtregion einen eigenständigen Weg einschlägt, um sich mitsamt ihrer im Wandel befindlichen Wirtschaft, Geschichte und kulturellen Vielfalt in der „Innovationsgesellschaft“ zu verorten.

Als Ergebnis des Projektes soll das Konzept regionaler Innovationskulturen entwickelt werden, womit lokale Unterschiede sowohl in der Innovationstheorie als auch der öffentlichen Politik besser abgebildet und berücksichtigst werden können.

Warum ist das Thema wichtig?

Es ist praktisch unmöglich über wirtschaftliche Entwicklung oder gesellschaftlichen Fortschritt zu sprechen ohne explizit oder implizit den Bedarf an Innovation anzusprechen. Innovation wird als wichtiger Treiber für Wettbewerbsfähigkeit und langfristigen Wohlstand dargestellt. Sie gilt als wesentliche Voraussetzung für eine bessere Zukunft und als Lösung neuer und anhaltender Herausforderungen – sei es im Bereich der Gesundheit, des demographischen Wandels, der Nachhaltigkeit, der Ernährung, der Armut, der Ungleichheit, der Bildung oder des Transports – nahezu unabhängig davon, wo und was die spezifischen Herausforderungen sind.

Dennoch tun sich mehr denn je auch Gräben auf, wenn es um die Gestaltung von Innovation und der Verteilung ihrer Gewinne geht. Obwohl die Innovationspolitik verstärkt verwissenschaftlicht und institutionalisiert wurde, scheitern dennoch regelmäßig Versprechen durch Initiativen in Wissenschaft und Technik, den Regionen und Städten tatsächlich Auftrieb zu verschaffen. Die Geographie des deklarierten Hightech-Standortes Deutschland ist nach wie vor ungleich, wobei einige forschungsstarke und wohlhabende Stadtregionen dominieren.

Populäre Modelle erfolgreichen Innovierens, wie die Bildung von Clustern im Sinne des Silicon Valleys oder die Kopplung von Technischen Universitäten mit der Start-up Szene, analog dem US-amerikanischen MIT, und die Vorhaben dies an neuen Orten zu reproduzieren, stößt vielerorts an ihre Grenzen.

Damit verbunden, steht auch die Innovationsforschung selbst vor vielen ungeklärten Fragen: Wie lassen sich die lokalen, sozialen und kulturellen Faktoren ernsthaft in die Theoriebildung einbeziehen? Wie kann sozialwissenschaftliche Forschung über Innovation politischen Entscheidungsträgern als auch der Öffentlichkeit dabei helfen, Innovationsinitiativen in kulturell angemessener und sozial robuster Weise zu gestalten?

Projektteam:

Prof. Sebastian Pfotenhauer
Dr. Alexander Wentland
Luise Ruge, M.A.

Augustenstraße 44-46
80333 München

Förderung

Projektleitung:
Prof. Dr. S. Pfotenhauer, Dr. A. Wentland

Zeitraum:
04.2018 – 04.2021

Projekttyp:
Array

Fördergeber:
DFG