Evidenz für Exzellenz (TUM Gender & Diversity Incentive Fund; MCTS Lab Engineering Responsibility)
Projektteam: Prof. Dr. Ruth Müller (Leitung), Kay Felder
‚Akademische Exzellenz‘ ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Kernbegriff wissenschaftspolitischer Diskurse geworden. Zahlreiche tiefgreifende Reformen der europäischen Forschungslandschaft wurden mit dem Ziel begründet, nationale Forschungskapazitäten auf ein weltweites Spitzenniveau anzuheben. Dabei ist die konkrete Bedeutung des Exzellenzbegriffs von seinem praktischen Gebrauch in spezifischen Anwendungskontexten abhängig. Das Projekt „Evidenz für Exzellenz“ zielt darauf ab, die Operationalisierung des Exzellenzbegriffs an einer zentralen und zukunftsweisenden Schnittstelle des Wissenschaftssystems, den europäischen Nachwuchsförderungsprogrammen, zu untersuchen. In diesem Projekt folgen wir einem akteurszentrierten Zugang und führen reflexive peer-to-peer Interviews mit Gutachter/innen unterschiedlicher Förderprogramme durch, um nachzuzeichnen, wie Gutachter/innen Bewertungsprozesse in verschiedenen europäischen Förderprogrammen wahrnehmen und mit diesen umgehen. Wir verstehen Gutachter/innen dabei als Akteur/innen, die vor dem Hintergrund eines sich kontinuierlich im Wandel befindlichen Wissenschaftssystems komplexe evaluative Entscheidungen treffen und dabei potentiell widersprüchliche Aspekte und Vorstellungen von hoher wissenschaftlicher Qualität miteinander verhandeln. Das Projekt schließt inhaltlich an Arbeiten aus der Wissenschafts- und Technikforschung (Science & Technology Studies, MCTS) und den Valuation Studies an, die Verfahren der wissenschaftlichen Bewertung als soziale Prozesse verstehen, in denen Wertvorstellungen nicht einfach angewandt, sondern auch produziert werden. Das Projekt wird einen empirisch fundierten Beitrag zu einer wissenschaftlichen und wissenschaftspolitisch dringend notwendigen Reflexion der Normen, Werte und Spannungen leisten, die gegenwärtige Evidenzierungsprozesse von Exzellenz in einer zunehmend hochkompetitiven Forschungsförderungslandschaft prägen.
Das Projekt wird gefördert durch das MCTS Labor Engineering Responsibility und durch den TUM Gender & Diversity Incentive Fund erhalten. Das Projekt ist assoziiertes Projekt der DFG Forschergruppe 2448 “Evidenzpraktiken in Wissenschaft, Medizin, Technik und Gesellschaft”.
Projektleitung:
Prof. Dr. Ruth Müller
Zeitraum:
Projekttyp:
Array
Fördergeber:
MCTS Labor Engineering Responsibility, TUM Gender & Diversity Incentive Fund