Practicing Evidence – Evidencing Practice

Evidenz wird für politische, gesellschaftliche und individuelle Entscheidungen immer wichtiger, auch wenn dieser Tage vermehrt von einem drohenden „postfaktischem Zeitalter“ die Rede ist. Evidenz basiert auf wissenschaftlich erhobenen Daten, ist aber auch ein soziales Phänomen. Wie und von wem wird Evidenz hergestellt, wie wird sie verwendet und welche Auswirkungen hat das? Dies sind die grundlegenden Fragen, mit denen sich unsere Forschergruppe auseinandersetzt. Da Evidenz ein Thema ist, das viele verschiedene Disziplinen angeht, ist die Forschergruppe interdisziplinär ausgerichtet. Unsere insgesamt sechs Teilprojekte umfassen Wissenschaftler aus den Fachbereichen Technikgeschichte, Praktische Philosophie, Wissenschaftssoziologie, Medizingeschichte und -ethik, Marketing und Konsumforschung, sowie Wissenschafts- und Umweltgeschichte.

  • Sprecherin: Prof. Dr. Karin Zachmann
  • Ko-Sprecher: Jun-Prof. Dr. Sascha Dickel (Wissenschaftssoziologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz)
  • Koordinatorin: Dr. Olga Sparschuh

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Förderung

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Partner der Projekte

Teilprojekte

TP4: DIE ROLLE DER MORALISIERUNG IN DER INTERPRETATION VONERNÄHRUNGSWISSENSCHAFTLICHER EVIDENZ

Dieses Projekt untersucht die Evidenzpraktiken der Verbraucher/innen im Feld der Ernährung. Die Ernährung ist eine evolutionär und kulturell tradierte Praktik, die erst seit ca. 100 Jahren mit Erkenntnissen aus den Ernährungswissenschaften gestärkt, konfrontiert und verändert wird. Die Ergebnisse der Phase 1 zeigen, dass Evidenz – verstanden als einleuchtendes und gesellschaftlich akzeptiertes Wissen – als Basis für das Verbraucherhandeln nicht nur ausgehend von wissenschaftlichem Wissen entsteht, sondern vor allem durch Heuristiken und Wertvorstellungen geprägt wird. Dies trifft vor allem dann zu, wenn wissenschaftliches Wissen fragil ist und dem intuitiven Urteil von richtig oder falsch und gut oder schlecht entgegensteht.

  • Prof. Dr. Jutta Roosen
  • Edoardo Maria Pelli

TP5: DIE RISIKOINDUSTRIE. EVIDENZ FÜR SICHERHEIT ALS NEUES FORSCHUNGS- UND GESCHÄFTSFELD IN DER BUNDESREPUBLIK IN DEN 1960ER BIS 1980ER JAHREN

08.2020 – 08.2023

Das Projekt untersucht Evidenzpraktiken der technischen Sicherheit und deren Veränderung in Deutschland in den 1950er bis 1980er Jahren. Nachdem der Fokus in der ersten Phase auf den beiden Technikbereichen Kernkraft und Automobiltechnik lag, steht in der zweiten Phase die Entstehung und Entwicklung der Risikoindustrie im Mittelpunkt. Unter diesem Begriff fassen wir das seit dem Ende der 1960er Jahre neu entstehende Forschungs- und Geschäftsfeld, welches das Risikokonzept als zentrales Paradigma nutzte, um Evidenz für (technische) Sicherheit zu erzeugen und zu verwerten – im ingenieurstechnischen, diskursiv-politischen, aber auch unternehmerischen Sinne. Ziel des Projekts ist es, den Aufstieg und die Etablierung dieses neuen Wissensfeldes in  der BRD historisch nachzuzeichnen und in den Kontext der Entstehung eines neuen Evidenzregimes technischer Sicherheit seit den 1970er Jahren einzuordnen.

  • Prof. Dr. Karin Zachmann
  • Dr. Stefan Esselborn

TP8: AUGENSCHEINLICH EXZELLENT? EVIDENZPRAKTIKEN IN DER AUFBEREITUNG  WISSENSCHAFTLICHER FORSCHUNG UND  BIOGRAPHIEN FÜR DIE BEANTRAGUNG VON ERC  STARTING UND CONSOLIDATOR GRANTS

Im gegenwärtigen Wissenschaftssystem ist hohe wissenschaftliche Qualität, oft mit dem Begriff der Exzellenz gefasst, sowohl zum vielbesprochenen Ziel wissenschaftlicher und wissenschaftspolitischer Aktivitäten geworden, als auch zur strittigen Frage: Wie kann wissenschaftliche Exzellenz evident gemacht werden? Und wer kann sie mit welchen Mitteln bestimmen, messen und vergleichen? Thema des Teilprojekts 8 sind Evidenzpraktiken in der Bewertung von wissenschaftlicher Qualität in der Forschungsförderung.

  • Prof. Dr. Ruth Müller
  • Dr. Mallory James

DFG Forschergruppe 2448 “Evidenzpraktiken”
Mail: evidenzpraktiken@tum.de

Projektleitung:
Prof. Dr. Karin Zachmann

Zeitraum:
13.12.2016 – 28.04.2023

Projekttyp:
Verbundprojekt / Consortium Project

Fördergeber:
DFG