Eine permanente Revolution. Singapur als logistische Stadt, 1848-1942
Logistik ist, im materiellen wie im metaphorischen Sinne, mit Technikgeschichten der Urbanisierung verflochten. Als organisatorische Rationalität und bauliche Praxis, die globale Räume in den Dienst eines möglichst konstant fließenden Materialflusses stellt, ist sie grundlegend von Städten und ihren Infrastrukturen abhängig, um den beständigen Strom der Dinge in Bewegung zu halten. Dabei formen die Systeme, die das Zirkulieren von Waren, Ideen und Kapital kanalisieren – ob Rangierbahnhöfe, Verladeterminals, Zolllager oder Freihandelszonen – die gebauten Umwelten, aber auch informelle Rhythmen und den Alltag der Stadt. Denn logistische Landschaften sind nach einem strengen Paradigma der Effizienz und Kontrolle gestaltet; sie produzieren nicht nur Verbindungen, sondern auch Ausschlüsse. Vor diesem Hintergrund zeichnet das Forschungsprojekt die Planung Singapurs zur „logistischen Stadt“ nach. Dabei wird Logistik als wissens- und technikintensive Praxis erforscht, die im „langen“ 19. Jahrhundert nicht nur den Fluss kolonialer Waren- und Kapitalströme steuerte, sondern auch den urbanen Raum neu konfigurierte. An der Schnittstelle von Technik- und Umweltgeschichte wird argumentiert, dass die Expansion Singapurs einerseits infrastrukturell und topografisch, andererseits als direkte Folge einer Kulturtechnik zu interpretieren ist, die eben jene Formen von Steuerung, Koordination und Kontrolle hervorbrachte, die mit all ihren sozialen, machtpolitischen und materiellen Konsequenzen als spezifisch „logistisch“ zu kategorisieren sind.
Dr. Felix Mauch
Mail: felix.mauch@tum.de
Projektleitung:
Dr. Felix Mauch
Zeitraum:
01.01.2016 – 31.12.2022
Projekttyp:
["Postdoc-Projekt \/ Post Doc Project"]
Fördergeber:
TUM