Die Umweltepigenetik situiert verstehen. Eine vergleichende, akteurszentrierte Studie der Umweltepigenetik als aufstrebender Forschungsansatz in drei Forschungsfeldern (DFG)
Projektteam: Prof. Dr. Ruth Müller (PI), Dr. Michael Penkler, Sophia Rossmann, M.A., Georgia Samaras, M.A.
Die Epigenetik erforscht Veränderungen in der Genaktivität, die nicht durch Mutationen im genetischen Code ausgelöst werden, sondern durch chemische Modifikationen auf der DNA. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass epigenetische Modifikationen und damit die Genexpression durch Umwelteinflüsse signifikant verändert werden können, etwa durch Umweltgifte, Ernährung, Trauma oder Stress. Die daraus resultierenden Forschungszugänge der „Umweltepigenetik“ eröffnen so neuartige, wichtige Möglichkeiten, Körper, Gesundheit und Krankheit als ‚biosozial’ zu verstehen. Jedoch ist noch unklar, wie die spezifischen Auswirkungen solcher Perspektiven in verschiedenen Forschungsbereichen der Lebenswissenschaften aussehen können und wie Ansätze aus der Umweltepigenetik das Verständnis von Körper, Gesundheit und Krankheit in verschiedenen Forschungsfeldern auf unterschiedliche Arten beeinflussen können.
Daher verfolgt dieses Projekt einen vergleichenden Ansatz und untersucht, wie Zugänge aus der Umweltepigenetik in drei Forschungsfeldern, die von großer gesundheitspolitischer Relevanz sind, angewendet und angepasst werden: Ernährungsepidemiologie, Umwelttoxikologie und die Pathophysiologie von Angst- und Affektstörungen. Zu diesem Zweck setzt das Projektteam qualitative sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden, wie Interviews, ethnographische Beobachtungen und Dokumentenanalyse ein. Dieser vergleichende Ansatz erlaubt uns, dafür offen zu sein, dass die Umweltepigenetik in diesen Feldern ein unterschiedliches „epistemischen Ding“ (Rheinberger, 1997) mit jeweils unterschiedlichen sozialen und politischen Implikationen darstellen kann. Dieser Zugang beruht auf zentralen Perspektiven der Wissenschafts- und Technikforschung, die den situierten Charakter der Wissensproduktion (Haraway, 1988; Knorr-Cetina, 1999) und die Notwendigkeit kontextsensitiver Forschungsansätze (Jasanoff, 2004) hervorheben. Neben seinem Beitrag zur sozialwissenschaftlichen Diskussion über die Umweltepigenetik wird das Projekt den konstruktiven interdisziplinären Dialog zwischen Sozial- und Lebenswissenschaften aktiv fördern.
Projektleitung:
Prof. Dr. Ruth Müller
Zeitraum:
10.2018 – 09.2021
Projekttyp:
["Drittmittelprojekt \/ Third-party funded Project"]
Fördergeber:
DFG