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08Februar
2022 -
- Wissenschaftssoziologie
- MCTS
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Dr. Georg Jochum – Nachruf
Nach schwerer Krankheit ist unser langjähriger Kollege Dr. Georg Jochum am 29. Januar 2022 im Alter von 54 Jahren verstorben. In tiefer Trauer nehmen die ehemaligen und aktuellen Kollegen und Kolleginnen des Friedrich Schiedel-Stiftungslehrstuhls für Wissenschaftssoziologie sowie Kolleginnen und Kollegen des STS-Departments der TU München Abschied.
Georg Jochum war seit 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter am zunächst von Professor Dr. Karl-Werner Brand geführten Fach Soziologie der TUM School of Education. Nach der Berufung von Professorin Dr. Sabine Maasen blieb Georg Jochum dem neu ausgerichteten Lehrstuhl für Wissenschaftssoziologie treu und setzte seine Forschungs- und Lehrtätigkeit solange möglich mit Einsatz und Herzblut fort. 2015 konnte er sich mit einer umfangreichen, soziologisch-historischen Dissertation »Plus Ultra zur sozialen Konstruktion der abendländischen Moderne an der TU Chemnitz promovieren. Seine Forschungsinteressen galten in besonderem Maße den südamerikanischen Kulturen und ihren Gesellschaften – eine Leidenschaft, die Georg Jochum auch in seinem privaten Engagement für die sozialen und ökologischen Fragen des Kontinents beschäftigte. Seine neueren Forschungsthemen seit 2016 richteten sich auf die Bereiche der nachhaltigen Arbeit und Lebensführung. Im Fokus standen dabei die Wechselwirkung zwischen der sozial-ökologischen Transformation der Arbeitswelt und der Digitalisierung von Arbeit. Vor diesem Hintergrund war er auch als Sprecher der Arbeitsgruppe „Nachhaltige Arbeit – Die sozial-ökologische Transformation der Arbeitsgesellschaft“ im „Deutschen Komitee für Nachhaltigkeitsforschung“ in Future Earth tätig. Bis zuletzt arbeitete Georg Jochum mit voller Hingabe an einer fundierten Kritik am “kolonialen Naturverständnis” der modernen “Expansionsgesellschaft” und argumentierte für den dringend notwendigen Übergang in eine “Integrationsgesellschaft, welche ein postkoloniales Naturverhältnis entwickelt”.
Georg Jochums Interesse an der geschichtlich weit zurück reichenden politischen, kulturellen, ökonomischen und nicht zuletzt technisch basierten Erschließung der Welt fand langjährigen Widerhall in einer Tätigkeit am Deutschen Museum ab 1998. Dort war er im Aufsichts- und Besucherbetreuungsdienst in fast allen Bereichen tätig – mit Schwerpunkt aber in der Abteilung für Seeschifffahrt. Seine Kolleg:innen werden ihn als geschätzten Mitarbeiter, inspirierenden Mentor auf Augenhöhe und guten Freund in Erinnerung behalten. Unser Mitgefühl gilt Georg Jochums Angehörigen und Freund:innen, die ihm in den letzten Jahren zur Seite standen.