Innovation, Society & Public Policy

Das MCube-Projekt ReMGo verfolgt einen Ansatz, der potenzielle Auswirkungen, gesellschaftliche Erwartungen und ethische Fragen in Bezug auf Mobilitätsforschung und -technologie antizipiert, bewertet und gemeinsam mit Partnern adressiert. ReMGo analysiert politische, soziale und regulatorische Aspekte in der Technologie-, Produkt- und Regionalentwicklung sowohl für die Metropolregion München als auch im internationalen Vergleich.

Personen (die am Projekt im STS Department arbeiten): Dr. Alexander Wentland, Sophia Knopf

Projektleitung: Dr. Alexander Wentland

Zeitraum: 11.2021-11.2023

Projekttyp: Verbundprojekt

Fördergeber: BMBF

Infolge umfangreicher Investitionen seitens staatlicher und privater Akteure sind Quantencomputertechnologien in letzter Zeit vermehrt in das öffentliche Bewusstsein und das Interesse der Politik gerückt. Die neu gewonnene Popularität macht das Thema der weiteren Entwicklung der Technologie im gesellschaftlichen Kontext zu einem wichtigen Forschungsfeld für Wissens-, Technologie- und Gesellschaftsstudien. Unsere Gruppe untersucht, wie Quantencomputertechnologien in Laboren entwickelt werden, wie Innovations-Ökosysteme entstehen und wie das Thema in der Öffentlichkeit aufgenommen wird.

Personen (die am Projekt im STS Department arbeiten): Prof. Dr. Sebastian Pfotenhauer, Dr. Joakim Juhl, Jasmin Shokoui, M.A.,Cecília Peres, M.Sc.

Projektleitung: Prof. Dr. Sebastian Pfotenhauer

Zeitraum: 11.2022-11.2025

Fördergeber: GoTransTech TUM Innovation Network

Der Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen will in der Region München die einmalige geografische Konzentration von InnovationsakteurInnen im Mobilitätssektor als „lernende Region“ nutzen, um skalierbare Lösungen mit Modellcharakter für Metropolregionen in Deutschland und weltweit zu entwickeln. Wir setzen uns für eine nachhaltige, effiziente und sozial gerechte Mobilität ein, mit dem Ziel, Sprunginnovationen mit großer wirtschaftlicher Wirkmacht und hohem Lösungspotenzial für globale Herausforderungen zu realisieren.

Projektleitung: Dr. Alexander Wentland

Zeitraum:11.2021-11.2024

Projekttyp: Verbundprojekt

Projekttyp: Verbundprojekt

Fördergeber: BMBF

Die Teilprojekte Lost Regions of Innovation und Hidden Regions of Innovation konzentrieren sich auf Regionen in der Peripherie und untersuchen Entwicklungsstrategien, die eingesetzt werden, um eine wünschenswerte Zukunft für ihre Bürger*innen zu schaffen, vor dem Hintergrund der politischen Erwartungshaltung, diese Zukünfte mit Innovation zu verbinden. Das Teilprojekt Cultivating Creativity in Urban Development Projects untersucht kreative Stadtteile als Räume, in denen das lokale Verständnis von lohnenswerten Innovationen ausgehandelt wird.

„Verlorene“ Regionen der Innovation 

Dieses Projekt untersucht „verlorene“ Innovationsregionen, d. h. Orte, die von industriellem Rückgang, politischer Polarisierung und wachsender Enttäuschung über das Versprechen von Innovation und dem damiteinhergehenden Wachstum, dasein besseres Leben für alle Bürger  schaffen sollte, gekennzeichnet sind. Verlorene Regionen stehen unter zunehmendem Druck, sich neuzuerfinden und zu entwickeln, wobei die politischen Entscheidungsträger erwarten, dass ihr Wandel mit Innovation verbunden ist. Die Mikrochip-Industrie wurde in letzter Zeit als High-Tech-Lösung für postindustrielle Gebiete dargestellt, insbesondere durch den U.S. CHIPs and Science Act, eine Politik, die verspricht, die Halbleiterherstellung „zurück“ nach Amerika zu bringen und die Regionen des Rostgürtels durch die Schaffung von Arbeitsplätzen, nationaler Bekanntheit und im Grunde genommen einer Zukunft zu sanieren. Anhand von Fallstudien in Upstate New York (USA), Columbus, Ohio (USA), Leuven (Belgien) und Dresden (Deutschland) wird in diesem Projekt untersucht, wie man sich Innovation vorstellt und wie die Halbleiterpolitik sowohl in den Regionen des Rust Belt als auch in den Regionen, die sie nachahmen wollen, aufgenommen wird. Die Fälle untersuchen, wie wünschenswerte Zukünfte konstruiert werden, wie sie mit Innovation in Verbindung gebracht werden und wie sich dieses Innovationsimaginär durch verschiedene soziokulturelle und politische Landschaften bewegt.

“Verborgene” Regionen der Innovation

Das Forschungsprojekt “Verborgene Regionen: Erforschung von Innovation in der Peripherie” untersucht, wie Regionen außerhalb der bekannten Metropolregionen und Innovationszentren mit dem Druck umgehen, sich als Innovationsführer zu positionieren und wie ihre Zukunft in den Augen der politischen Entscheidungsträger zunehmend an ihre wahrgenommene Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit geknüpft wird. Ein Fokus liegt hierbei auf mittelgroßen Städten mit relativem Wohlstand, die durch Hidden Champion-Industrien und einem starken sozialen sowie institutionellen Zusammenhalt charakterisiert sind. Das Projekt arbeitet mit einem ko-produktionistischem Forschungsansatz (Jasanoff 2004), wobei wissenschaftlich-technische und soziale Entwicklungen als sich gegenseitig bedingend betrachtet werden. Insbesondere geht das Projekt der Frage nach, wie globale Innovationsdynamiken kulturelle, sozioökonomische, historische und politische Kontexte auf lokaler Ebene gestalten und von diesen gestaltet werden. Innerhalb der ersten Projektphase gilt es dieser Frage im Kontext der Region Heilbronn-Frankens nachzugehen. Hierzu werden zentrale Akteur/innen aus den Bereichen Wirtschaft, Forschung, Bildung, Administration und Politik identifiziert und interviewt, um ihre Perspektiven auf die regionalen Innovationskulturen zu analysieren. In der zweiten Phase des Projekts werden diese Ergebnisse für einen Vergleich mit den Regionen Ostwestfalen-Lippe und Emilia-Romagna verwendet. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen das lokale Eingbettetsein von Innovationsdynamiken verdeutlichen, um so die Bedeutung regionaler Besonderheiten an der Schnittstelle zu gesteuerten Prozessen der urbanen Transformation herauszustellen.

Kreativitäts-Kulturen in der Stadtentwicklung

Ob auf dem Weg zu einer ökologischen und sozial gerechteren städtischen Infrastruktur ebenso wie zur wirtschaftlichen Wiederbelebung, Kreativ- oder Kulturbezirke sind eine beliebte staatliche Bewältigungsstrategie lokaler Herausforderungen, wobei Kreativität zu einem Grundpfeiler der Stadtentwicklung geworden ist. Hier prägt Richard Floridas Idee der „kreativen Klasse“ (2011) noch immer die Hoffnung, technologische Innovationen, Start-up-Szenen und eine bodenständigere, in Subkultur, Kunst und Protestbewegungen verwurzelte Szene synergetisch zusammenzubringen. Besonders vor dem Hintergrund supranationaler Entwicklungen wie dem Green New Deal und der Neuen Europäischen Bauhaus-Bewegung erscheint das Kreativquartier als ein Imaginationsort demokratischerer, inklusiverer und nachhaltigerer urbanen Zukunftsutopien, an dem die jeweiligen Verständnisse von lohnenswerten Innovationen und sozialer Ordnung (räumlich) verhandelt werden. Anhand umfangreicher Fallstudien zu Kreativquartieren und kreativitätsbasierten Entwicklungsstrategien in München (Deutschland) und Bristol (Großbritannien) untersucht das Projekt die lokalspezifischen Ansätze zur kreativitätsbasierten urbanen Transformation: Wie korreliert die jeweilige Staatslogik mit diesen Ansätzen? Wer gehört (nicht) zu den „kreativen Szenen“, und welche Vorstellungen von Kreativität, (Sub-)Kultur und Innovation kursieren hier? Und was bedeutet dies für die jeweilige Zukunft der Stadt?

Projektleitung: Prof. Dr. Sebastian Pfotenhauer

Projekttyp: Drittmittelprojekt

Fördergeber: DFG

What makes expert knowledge credible, legitimate, and reliable for use in public policy? Together with colleagues from TUM and the Helmholtz Centre for Environmental Research (UFZ), Prof. Sebastian Pfotenhauer analyzed Germany’s political pandemic response as part of a larger comparative study organized by Harvard, Cornell, and Columbia universities and funded by the National Science Foundation and Schmidt Futures.

Projektleitung: Prof. Dr. Sebastian Pfotenhauer

Zeitraum: 01.03.2020-31.12.2023

Fördergeber: National Science Foundation, Schmidt Futures

Wie können Bürger*innen gesunde und nachhaltige Lebensmittelentwicklung mitgestalten und welche Rolle soll Technologie in diesem Prozess spielen? Welche Methoden der Öffentlichkeitseinbindung können zu den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Nachhaltigkeit konzipiert werden? Wie fördern oder beeinträchtigen Innovationspraktiken die Demokratisierung von Lebensmittelsystemen?

Vertikale Landwirtschaft ist ein technologisch weiterentwickelter Ansatz. u.a. aus der Pflanzenwissenschaft und dem Gartenbau, der als Ansatz gesunder, nachhaltiger und regional produzierter Lebensmittel zunehmend Bekanntheit erlangt. Neue Technologien werden oft kritisch betrachtet, und die vertikale Landwirtschaft ist keine Ausnahme, da sie ebenfalls unterschiedlichen Ansprüchen und Kritiken ausgesetzt ist.

Dieses Projekt soll ein besseres Verständnis der Visionen, Hoffnungen und Unsicherheiten in Bezug auf vertikale Landwirtschaft bei Produzent*innen, Verbraucher*innen, Wissenschaftler*innen, Gruppen der Zivilgesellschaft und der breiten Öffentlichkeit bringen. Dazu werden Bürgerbeteiligungsforen entwickelt, in dem das Potenzial vertikaler Landwirtschaftstechnologien bewertet wird. Durch die Kombination einer Reihe partizipativer Methoden, darunter Issue-Mapping, Dialoge in Museen und einem praktischen „Makerthon“, zielen die Foren darauf ab, ein breites öffentliches Engagement für Technologien und Praktiken der vertikalen Landwirtschaft zu fördern.

„Cultivating Engagement“ ist ein forschungsorientiertes Projekt, das eine Zusammenarbeit zwischen Universitäts-, Industrie- und NPO-Partnern umfasst und durch EIT Food, das neueste EIT-KIC (European Institute of Innovation and Technology – Knowledge and Innovation Community), finanziert wird. Die Ergebnisse werden nicht nur der Erforschung öffentlicher Einbindung in (Lebensmittel- und Agrar-) Wissenschaft und Technologie dienen, sondern auch Partner und Wissenschaftler*innen bei EIT-Food dazu anhalten, sich kritisch mit der Erstellung und Umsetzung von öffentlicher Partizipation auseinanderzusetzen.

Projektergebnisse:

Partner

Projektleitung: Dr. Mascha Gugganig

Zeitraum:09.2017 - 12.2018

Projekttyp: ["Verbundprojekt \/ Consortium Project"]

Fördergeber: EIT Food

Das Forschungsprojekt Verborgene Regionen: Erforschung von Innovation in der Peripherie untersucht, wie Regionen außerhalb der bekannten Metropolregionen und Innovationszentren mit dem Druck umgehen, sich als Innovationsführer zu positionieren und wie ihre Zukunft in den Augen der politischen Entscheidungsträger zunehmend an ihre wahrgenommene Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit geknüpft wird. Ein Fokus liegt hierbei auf kleinen und mittelgroßen Städten mit relativem Wohlstand, die durch Hidden Champion-Industrien und einen starken sozialen und institutionellen Zusammenhalt charakterisiert sind.

Der Forschungsansatz, der dem Projekt zugrunde liegt, ist ein ko-produktionistischer (Jasanoff 2004). Das heißt, dass wissenschaftlich-technische und soziale Entwicklungen als sich gegenseitig bedingend angesehen werden. Insbesondere wird hier der Frage nachgegangen, wie globale Innovationsdynamiken kulturelle, sozio-ökonomische, geschichtliche und politische Kontexte auf lokaler Ebene gestalten und von diesen gestaltet werden.

Innerhalb der ersten Projektphase gilt es dieser Frage im Kontext der Stadt Heilbronn sowie der Region Heilbronn-Franken nachzugehen. Hierzu werden zentrale Akteur/innen aus den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Politik identifiziert und interviewt, um ihre Perspektiven auf die regionalen Innovationskulturen zu analysieren. In der zweiten Projektphase werden diese Ergebnisse für einen Vergleich mit nationalen und internationalen Vergleichsregionen herangezogen. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen das lokale Eingbettetsein von Innovationsdynamiken verdeutlichen, um so die Bedeutung regionaler Besonderheiten herauszustellen.

Projektleitung: DFG

Zeitraum: 04.2018 – 04.2021

Projekttyp: Drittmittelprojekt

Fördergeber: Dieter Schwarz Stiftung

Dieses Projekt untersucht, wie transnationale europäische Forschungsinfrastrukturen sowohl als Vehikel für europäische Integration gedient als auch davon profitiert haben. Durch eine Studie von verschiedenen Generationen europäischer Forschungsinfrastruktur zeigen wir, wie verschiedene diese Organisationen verschiedene Visionen, Ideale und Modelle für europäische Integration verkörpern. Dies erlaubt uns zu zeigen, wie transnationale Wissenschaft und transnationale soziale und politische Ordnung mit einander koproduziert werden.

Projektleitung: Prof. Dr. S. Pfotenhauer

Zeitraum: 01.01.2019 – 01.06.2023

Projekttyp: ["Drittmittelprojekt \/ Third-party funded Project"]

Fördergeber: DFG

Ein Vergleich fünf deutscher Stadtregionen und ihrer Aneignung von Praxismodellen der Innovation

Worum geht es in der Studie?

Ziel des Projektes ist es, Fragen von lokalen Kulturen, Identitäten und sozialen Bedürfnissen in das Zentrum der Innovationstheorie zu stellen. In einer dreijährigen, vergleichenden Analyse von fünf verschiedenen deutschen Stadtregionen – Berlin, Dortmund, Dresden, Karlsruhe und München – soll erforscht werden, wie diese Regionen durch die Spannungen zwischen abstrakten Innovationsmodellen und lokaler soziokultureller Einbettung navigieren. In der Studie soll die Frage beantwortet werden, wie jede Region den Zweck, die Mechanik und die Grenzen von Innovation anders aufzeigt.

Alle fünf Stadtregionen zeichnen sich durch ihre starken technischen Universitäten und jüngsten Initiativen zur Förderung von Wissenschaft und Technik aus. Dennoch wollen wir jenseits der üblichen Indikatoren für Innovationskraft soziologisch verstehen, wie jede Stadtregion einen eigenständigen Weg einschlägt, um sich mitsamt ihrer im Wandel befindlichen Wirtschaft, Geschichte und kulturellen Vielfalt in der „Innovationsgesellschaft“ zu verorten.

Als Ergebnis des Projektes soll das Konzept regionaler Innovationskulturen entwickelt werden, womit lokale Unterschiede sowohl in der Innovationstheorie als auch der öffentlichen Politik besser abgebildet und berücksichtigst werden können.

Warum ist das Thema wichtig?

Es ist praktisch unmöglich über wirtschaftliche Entwicklung oder gesellschaftlichen Fortschritt zu sprechen ohne explizit oder implizit den Bedarf an Innovation anzusprechen. Innovation wird als wichtiger Treiber für Wettbewerbsfähigkeit und langfristigen Wohlstand dargestellt. Sie gilt als wesentliche Voraussetzung für eine bessere Zukunft und als Lösung neuer und anhaltender Herausforderungen – sei es im Bereich der Gesundheit, des demographischen Wandels, der Nachhaltigkeit, der Ernährung, der Armut, der Ungleichheit, der Bildung oder des Transports – nahezu unabhängig davon, wo und was die spezifischen Herausforderungen sind.

Dennoch tun sich mehr denn je auch Gräben auf, wenn es um die Gestaltung von Innovation und der Verteilung ihrer Gewinne geht. Obwohl die Innovationspolitik verstärkt verwissenschaftlicht und institutionalisiert wurde, scheitern dennoch regelmäßig Versprechen durch Initiativen in Wissenschaft und Technik, den Regionen und Städten tatsächlich Auftrieb zu verschaffen. Die Geographie des deklarierten Hightech-Standortes Deutschland ist nach wie vor ungleich, wobei einige forschungsstarke und wohlhabende Stadtregionen dominieren.

Populäre Modelle erfolgreichen Innovierens, wie die Bildung von Clustern im Sinne des Silicon Valleys oder die Kopplung von Technischen Universitäten mit der Start-up Szene, analog dem US-amerikanischen MIT, und die Vorhaben dies an neuen Orten zu reproduzieren, stößt vielerorts an ihre Grenzen.

Damit verbunden, steht auch die Innovationsforschung selbst vor vielen ungeklärten Fragen: Wie lassen sich die lokalen, sozialen und kulturellen Faktoren ernsthaft in die Theoriebildung einbeziehen? Wie kann sozialwissenschaftliche Forschung über Innovation politischen Entscheidungsträgern als auch der Öffentlichkeit dabei helfen, Innovationsinitiativen in kulturell angemessener und sozial robuster Weise zu gestalten?

Projektleitung: Prof. Dr. S. Pfotenhauer, Dr. A. Wentland

Zeitraum: 04.2018 – 04.2021

Projekttyp: Array

Fördergeber: DFG

„Digitalisierung.. was?“ Oft ist das die erste Reaktion von Landwirt*innen, die agrarökologisch und/oder biodivers wirtschaften, und zwar auf die Frage, ob und welche digitalen Technologien sie in ihrem Betrieben verwenden. GPS-gesteuerte Traktoren, Drohnen, oder Feldroboter sind digitale Werkzeuge, die für viele keine gelebte Realität darstellen. Für andere stellt sich in der alltäglichen Praxis durchaus die Frage: wie könnte dieser Arbeitsschritt durch digitale Hilfsmittel erleichtert werden?

Dieses Teilprojekt geht der Frage nach, was die Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung in der klein- und mittelständischen biodiversen Landwirtschaft sind. Sind digitale Technologien grundsätzlich unpraktikabel, weil Standardisierung und Automatisierung nicht mit biodiversen Ansätzen zusammenpassen, un wenn ja, wie? Welche digitalen Technologien und Werkzeuge gibt es bereits für diesen Bereich, und welche sollten noch entwickelt werden? Ist das Handy im Feld nicht auch ein digitales Tool? Und wie ist das mit dem Besitz, Schutz und der Überwachung von gesammelten Daten aus der Landwirtschaft?

Gemeinsam mit Dr. Sarah Hackfort und ihrem Forschungsteam im Fachgebiet Agrar- und Ernährungspolitik an der Humboldt Universität zu Berlin, sowie in Anlehnung an unser kanadisches Schwesternprojekt „Diversity by Design““, erforschen wir diese Fragen einerseits anhand einer Online-Umfrage, die sich an Landwirt*innen aller Produktionsformen und Betriebsgrößen richtet. Ziel ist es u.a. Politikempfehlungen zur Stärkung kleinbäuerlicher Betriebe und ihren Bedarfen zu entwickeln.

Eindrücke des Workshops „Biodiverse Landwirtschaft und Digitalisierung – zwischen Widersprüchen und Synergien

Am 14. Oktober 2023 haben wir uns in den schönen Räumlichkeiten von ZIRKA, dem Zentrum für interdisziplinäre Raum- und Kulturarbeit, in München für einen partizipativen Workshop mit Praktiker*innen aus der Landwirtschaft und Gärtnerei aus ganz Deutschland zusammengefunden. Der Fokus des partizipativen Designworkshops lag darauf, ob, wie, und welche Synergien und Widersprüche zwischen biodiverser Landwirtschaft und Digitalisierung für klein-/mittelbäuerliche, regenerativ und (agrar)ökologische Betriebe bestehen.

Die insgesamt 12 Teilnehmer*innen wurden dazu eingeladen, sich diesem Thema durch die Formulierung von Zukunftsvisionen der Landwirtschaft, und dem Ansatz des spekulativen Designs zu nähern. Um die Arbeitsbereiche besser zu definieren orientierten wir uns an der Graphik von Prause und Egger (2023), und eine engere Auswahl bildete die Basis der Kleingruppenarbeiten (Administration, Direktvermarktung, Wissensweitergabe und Alltägliche Themen; Abb. 1).  [1]

In der ersten Runde ging es für die vier Gruppen daher erstmal darum auf einer Mindmap zu reflektieren, was es für Lösungsansätze für eine zukunftsfähige Landwirtschaft braucht. Im zweiten Schritt wurde die Mindmap durch die Rolle der Digitalisierung als Teil der Lösungsansätze erweitert. Dies war eine wichtige Abfolge, denn es wurden zuerst Probleme definiert, und danach die Rolle digitaler Technologien, die als möglicher Teil der Lösungen verstanden wurden; Abb. 2.).

Die nächste Aufgabenstellung ging dann ins Praktische: auf Basis ihrer Mindmaps sollten die Kleingruppen nun konkretisieren, welche Innovation es in deren Arbeitsbereich für eine Landwirtschaft im Jahr 2035 braucht, und diese sodann spekulativ zu designen. Spekulatives Design ist eine partizipative Methodik, in der das Designen nicht (nur) als klassisch designte Lösung verstanden wird, sondern als Kritik gegenwärtiger Lebensrealitäten. „Innovation“ wird zur Provokation, und das Design dient weniger der Produktion, als der gesellschaftlichen Debatte. [2] Im praktischen Tun designten Workshopteilnehmenden daher Innovationen, die auch als Kritik gegenwärtig vorherrschender Wissens-, Verwaltungs-, Arbeits- und sozialer Strukturen in der Landwirtschaft fungierten.

Eine Gruppe, die sich mit Administration beschäftigte, entwickelte z.B. einen sogenannten „Datenpool“, der im Besitz von Landwirt*innen stehen würde, und somit nicht nur landwirtschaftliche Daten, sondern auch die Dateninfrastruktur beinhaltete (Abb. 3.). Eine weitere Gruppe (Direktvermarktung) visionierte eine ländliche Gemeinschaft, in der Kommunalpolitiker*innen größere Verantwortung tragen, öffentliche Räumlichkeiten für die Direktvermarktung, und somit auch Vernetzung und Konsumentenbildung zur Verfügung zu stellen (Abb. 4.).

Konsumentenbildung war auch der Fokus der Gruppe zum Thema Wissensvermittlung, welche hier eine wichtige Rolle der digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien sah (Abb. 5.). Die letzte Gruppe (alltägliche Themen) widmete sich dann digitaler Technologien für kleinstrukturierte Agroforstsysteme, Analyse, und automatisierte Ausführung (z.B. Drohnen), bei denen der Mensch immer im Zentrum als Entwickler und Kontrolleur steht (Abb. 6.).

Der Workshop war ein großer Erfolg, der auf der aktiven Mitarbeit der Teilnehmenden beruhte (und der reichlichen Verkostung!), und wir danken allen für ihre Zeit! Wir nehmen wichtige Erkenntnisse mit, und freuen uns, die Datenauswertung bald präsentieren zu können.

[1] Prause, L. und A. Egger (2023). “Digitalisation for a socio-ecological transformation in Agriculture.” In Jankowski, P., Höfner, A., Hoffmann, M. L., Rohde, F., Rehak, R. & Graf, J. (Eds.). Shaping Digital Transformation for a Sustainable Society. Contributions from Bits & Bäume, 104-109. Anhand ihrer Technologiekategorien definierten wir 1) Planung, 2) Administration, 3) Direktvermarktung, 4) Beratung/Empfehlungen für landwirtschaftliche Praxis, 5) Alltägliche Themen, 6) Überschüssige Produktion, 7) Wissensweitergabe.

[2] Anthony Dunne und Fiona Raby’s Speculative everything: design, fiction, and social dreaming (2013, MIT Press); Carl DiSalvo Design as democratic inquiry: putting experimental civics into practice (2022, MIT Press).

Projektleitung: Dr. Mascha Gugganig

Fördergeber: DFG

Wie können Bürger*innen gesunde und nachhaltige Lebensmittelentwicklung mitgestalten und welche Rolle soll Technologie in diesem Prozess spielen? Welche Methoden der Öffentlichkeitseinbindung können zu den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Nachhaltigkeit konzipiert werden? Wie fördern oder beeinträchtigen Innovationspraktiken die Demokratisierung von Lebensmittelsystemen?

Vertikale Landwirtschaft ist ein technologisch weiterentwickelter Ansatz. u.a. aus der Pflanzenwissenschaft und dem Gartenbau, der als Ansatz gesunder, nachhaltiger und regional produzierter Lebensmittel zunehmend Bekanntheit erlangt. Neue Technologien werden oft kritisch betrachtet, und die vertikale Landwirtschaft ist keine Ausnahme, da sie ebenfalls unterschiedlichen Ansprüchen und Kritiken ausgesetzt ist.

Dieses Projekt soll ein besseres Verständnis der Visionen, Hoffnungen und Unsicherheiten in Bezug auf vertikale Landwirtschaft bei Produzent*innen, Verbraucher*innen, Wissenschaftler*innen, Gruppen der Zivilgesellschaft und der breiten Öffentlichkeit bringen. Dazu werden Bürgerbeteiligungsforen entwickelt, in dem das Potenzial vertikaler Landwirtschaftstechnologien bewertet wird. Durch die Kombination einer Reihe partizipativer Methoden, darunter Issue-Mapping, Dialoge in Museen und einem praktischen „Makerthon“, zielen die Foren darauf ab, ein breites öffentliches Engagement für Technologien und Praktiken der vertikalen Landwirtschaft zu fördern.

„Cultivating Engagement“ ist ein forschungsorientiertes Projekt, das eine Zusammenarbeit zwischen Universitäts-, Industrie- und NPO-Partnern umfasst und durch EIT Food, das neueste EIT-KIC (European Institute of Innovation and Technology – Knowledge and Innovation Community), finanziert wird. Die Ergebnisse werden nicht nur der Erforschung öffentlicher Einbindung in (Lebensmittel- und Agrar-) Wissenschaft und Technologie dienen, sondern auch Partner und Wissenschaftler*innen bei EIT-Food dazu anhalten, sich kritisch mit der Erstellung und Umsetzung von öffentlicher Partizipation auseinanderzusetzen.

Projektergebnisse:

Partner

Projektleitung: Dr. Mascha Gugganig

Zeitraum: 09.2017 - 12.2018

Projekttyp: ["Verbundprojekt \/ Consortium Project"]

Fördergeber: EIT Food

Projektleitung: Prof. Dr. Sebastian Pfotenhauer

Co-Creation – Praktiken, die unterschiedliche Akteure in gemeinsamen Innovationsaktivitäten zum wechselseitigen Nutzen zusammenbringen – ist enstanden als eine weithin erwünschte Schlüsselresource für aktuelle Bestrebungen, Innovationsprozesse und -resultate zu verbessern. Das europäische Forschungskonsortium SCALINGS untersucht die Möglichkeiten und Grenzen einer weitergehenden Verbreitung und Nutzung von ko-kreativen Praktiken quer durch Europa.
SCALINGS untersucht mittels eines mobilen, eingebetteten und vergleichend experimentellen Forschungsdesigns einzigartige Umsetzungen und Resultate dreier Instrumente von Co-Creation: innovative Beschaffung, Living Labs und Infrastrukturen der Co-Creation. Das Konsortium fokussiert auf zwei Technologiedomänen (Robotik und städtische Energieversorgung) über 10 Partnerländer hinweg. SCALINGS zielt darauf ab, Möglichkeiten für bewährte Verfahren und sozial robuste Skalierung von Co-Creation zu stärken und dabei gleichzeitig unser Verständnis davon verbessern, wie ko-kreative Praktiken mit den sozialen, kulturellen, ökonomischen und institutionellen Umgebungen, in denen sie umgesetzt werden, zusammenhängen. SCALINGS ist ein interdiszplinäres Projekt, das Sozialwissenschaftler*innen, Ingenieur*innen, politische Entscheidungsträger*innen und Industriepartner*innen aus ganz Europa zusammenbringt.
Das Projekt SCALINGS wird durch das Horizont 2020 Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union innerhalb der speziellen Förderungslinie „Science with and for Society“. Dessen Ziel ist es, effektive Kooperationen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft aufzubauen, um neue Talente für die Forschung zu rekrutieren und dabei wissenschaftliche Exzellenz mit sozialem Verantwortungsbewusstsein zu paaren.

http://www.scalings.eu/

Förderung

 

Partner

Projektleitung: Prof. Dr. S. Pfotenhauer (Koordinator), Prof. Dr. Sabine Maasen, Dr. Uli Meyer, Prof. Dr. Ruth Müller

Zeitraum: 05.2018 – 07.2021

Projekttyp: ["consortium"]

Fördergeber: EU, Horizont 2020

Are we facing a constitutional crisis? As stem cell research redefines the meaning of life, big data systems subvert expectations of privacy, and nudge economics takes on the role of governments and regulation, science and technology (S&T) play an increasingly profound role in ordering our world. In doing so, they are not only ‘constitutive’ of life in contemporary societies, but indeed ‘constitutional’ – challenging both the existing social orders enshrined in our legal and political institutions and what comes to be regarded as desirable orders in the first place. This poses a number of critical questions at the intersection of science & technology studies (MCTS), law, and public policy: how to think about the constitutional foundations of society in view of recent trends in S&T? What are the implications of these arrangements for understanding rights, responsibilities, subjectivity, government, and regulation? Are conventional approaches to law and democratic governance sufficient to address the challenges of constitutions in a technoscientific world?

This German-American research exchange centered around a joint symposium in Washington DC will explore how science and technology (re-constitute) society through the lens of „technoscientific constitutionalism.“ We build on recent work across a number of domains, including bio-constitutionalism, infrastructure politics, and critical legal studies. As S&T frequently cut to the heart of social, political and legal categories, we propose to study these transformations and their consequences in three paradigmatic domains: biosciences, information technology and economics. Using thus a two-fold comparative approach (across domains and with participants from two countries), the conference will focus allow us to identify salient differences and cultural idiosyncrasies in technoscientific constitutions. We also want to find out how we must change our theories and methods in order to analyze the technoscientific constitutions of contemporary society.

Projektleitung: Prof. Dr. S. Pfotenhauer (TUM), Prof. Dr. Ben Hurlbut (ASU), Prof. Christopher Kelty (UCLA), Prof. Dr. Sabine Maasen (TUM), Prof. Shobita Parthasarathy (University of Michigan), PD Dr. Jan-Hendrik Passoth (TUM), Prof. Malte Ziewitz (Cornell University)

Zeitraum: 10/2017 - 07/2029

Projekttyp: Array

Fördergeber: DFG - NSF

Dieses Forschungsprojekt beschäftigt sich mit Diskursen und praktischen Anwendungsfeldern von Innovation, digitaler Technologie „nachhaltiger“ Landwirtschaft auf der EU-Ebene und in Deutschland. Anhand eines multi-lokalen, ethnografischen Ansatzes untersucht es landwirtschaftliche Praxis, den Policy-Bereich und öffentliche Debatten zur gegenwärtigen Landwirtschaft jenseits üblicher Gegensätze, wie „high-tech“ versus „(s)low / no tech“, und welche (pan-)nationalen, gesellschaftlichen und politischen Visionen sich hier widerspiegeln.

Auf EU-Ebene widmet sich das Projekt den politischen Debatten und zugrundeliegenden Visionen von Innovation und Digitalisierung in Nachhaltigkeitsbestrebungen des European Green Deal, vorrangig in der Farm-to-Fork Strategie. In Deutschland beschäftigt sich das Projekt mit regenerativen/agroökologischen landwirtschaftlichen Ansätzen, und welche Rolle hierbei Innovation und digitale Technologien spielen, bzw. spielen sollten. Mehr Informationen zu diesem Teilprojekt finden Sie hier.

Projektleitung: Dr. Mascha Gugganig

Zeitraum: 01.2019 – 12.2023 (pausiert 2021-2022)

Projekttyp: ["Postdoc-Projekt \/ Post Doc Project"]

Fördergeber: DFG

Projektleitung: Prof. Dr. Sebastian Pfotenhauer

Zeitraum:

Projekttyp: Array

Law, Science and Technology

An der TUM befasst sich Akanksha in ihrer Doktorarbeit mit der Frage, wie die Funktion und Rolle von „Rule of Law“ (Rechtsstaatlichkeit) bei der Festlegung von Designzielen, Entscheidungen und Standardisierungen zur Konfiguration von Distributed Ledger Technologies (DLT) auf verschiedenen Ebenen Einfluss nehmen kann. Hierbei behält sie die Beziehung zu Mensch und Gesellschaft im Auge; ebenso wie sich DLT auf die historische und soziale Dimension des Ökosystems der Rechtsstaatlichkeit auswirken würden. Sie verwendet sowohl theoretische als auch sozio-technisch-rechtliche Ansätze, um die Koexistenz von DLT (Lex cryptographia ecosystem) und Rechtsstaatlichkeit zu erforschen und die Möglichkeiten zur Gestaltung einer harmonischen, von der Rechtsstaatlichkeit angetriebenen Entwicklung und Einführung von DLT zu untersuchen. Dabei geht es nicht nur um die Festlegung rechtlicher oder ethischer Grenzen zu Regulierungszwecken, sondern auch um die Erforschung eines Rechtsrahmens, in dem die DLT als öffentliches Gut gedeihen kann.

Projektleitung: Akanksha Bisoyi

Projekttyp: Promotionsprojekt

Das Datenschutzrecht ist heute zu einer wichtigen und unverzichtbaren Voraussetzung für das Handeln in Organisationen geworden. Ziel des Projekts ist es, Studierende und Forschende der TUM im sicheren und gesellschaftlich verantwortlichen Umgang mit Daten zu schulen. Dazu wird ein umfassender asynchroner Online-Kurs in englischer Sprache erstellt, der grundlegendes Rechtswissen zu wichtigen Aspekten der Data Governance vermittelt. Dabei geht es nicht nur um Datenschutz, sondern auch um das Teilen, Veröffentlichen und Zugänglichmachen von Daten und den damit verbundenen Umgang. Die Kursteilnehmer lernen nicht nur die grundlegenden Strukturen dieser dynamischen rechtlichen Fragen kennen, sondern werden auch mit Problemen vertraut gemacht, denen sie in ihrer täglichen Arbeit begegnen. Fragen des Forschungsdatenmanagements sollen sich wie ein roter Faden durch den Kurs ziehen. Darüber hinaus verbessert der Kurs das allgemeine Rechtsverständnis und bringt die Teilnehmer dem Ziel näher, Human-Centered Engineering selbständig realisieren zu können.

Projektleitung: Akanshka Bisoyi

Das REMODE Projekt entwickelt eine partizipative Risiko-Governance Methode und Toolbox für Social-Media-Plattformen. Durch die partizipative Gestaltung soll die Autonomie der Nutzer:innen verbessert, verantwortungsvolle Governance gefördert und Ansätze für ‚law and ethics by design‘ umgesetzt werden. Damit reagiert REMODE auf die allgemeine Forderung, Nutzern stärker in die Gestaltung von Social-Media-Plattformen einzubinden.

Soziale Medien prägen unsere Erfahrungen und Welt online: wen wir treffen, welche Inhalte wir sehen, welche Informationen wir erhalten, all das wird durch Verfahren zur Moderation von Inhalten und durch Empfehlungssysteme zur Personalisierung von Inhalten bestimmt. Diese Verfahren und Systeme können die Autonomie von Nutzer:innnen einschränken und sie einer Vielzahl an Risiken aussetzen. Aktuelle politische, soziale und gesundheitliche Krisen machen die Schwächen Sozialer Medien beim Umgang mit Falschinformationen und Hassrede deutlich. Darüber hinaus können junge Menschen durch die Art und Weise, wie Inhalte personalisiert werden, zu selbstschädigendem Verhalten angeregt werden. Um Risiken wie diesen zu begegnen, bedarf es einer angemessenen Einbindung von Nutzer:innen in die Bewertung risikomindernder Maßnahmen und Gestaltungslösungen.

Jüngste Initiativen der EU, wie das Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act), stellen rechtliche Anforderungen an große Social-Media-Plattformen hinsichtlich der Bewertung von Risiken und der Gestaltung von Maßnahmen zur Risikominderung. So sollen Plattformen beispielsweise Nutzer:innen und andere Personen, die von der Plattform beeinflusst werden, beteiligen.

Ziel von REMODE ist es, eine partizipative Risk-Governance-Methode und Werkzeuge zu entwickeln, um die Einbindung von Bürgern zu verbessern und erweitern. Die Methode basiert auf Ansätzen zur partizipativen (Technologie-)Bewertung und Gestaltung. Die enge Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern ist für die Entwicklung und Anwendung der Methode und Werkzeuge unbedingt notwendig.

Welche Ergebnisse sind zu erwarten?

· Eine partizipative Methode und Werkzeuge, um die Öffentlichkeit in die Bewertung und Gestaltung von Social-Media-Plattform einzubinden.
· Eine Sammlung von ‚best practices‘ für die gemeinsame Gestaltung von Empfehlungssystemen und Verfahren für die Moderation von Inhalten in Sozialen Medien.
· Ein Überblick über mögliche Gestaltungslösungen hinsichtlich der Risiken, die mit Sozialen Medien verbunden sind.
· Multi-Stakeholder-Beteiligung bei der Entwicklung der Methode.

Projektleitung: Prof. Dr. Christian Djeffal, Daan Herpers MA

Zeitraum: 01.07.2022-31.06.2023

Dieses Projekt untersucht Fragen des Schutzes der Rechtsstaatlichkeit und der „Rule of Law“ im Zuge der Schaffung, Umsetzung und Aufrechterhaltung von COVID-19 Kontrolltechnologien.

Projektleitung: Prof. Dr. Christian Djeffal, Prof. Dr. Mark Findlay

Zeitraum: 01.09.2020 – 01.09.2021

Fördergeber: Institute for Ethics in Aritifical Intelligence (IEAI) TUM

Themen: COVID-19; Rule Of Law; Law by design; Critical Design; Privacy Preservation; Contact Tracing, Control Technologies

 

Programme, die Sprache mit Hilfe von KI verwerten können, haben ein enormes disruptives Potenzial, das Möglichkeiten für Fortschritte in Bereichen bieten könnte, die von diesen Technologien bisher kaum oder gar nicht erfasst wurden. Der Rechtssektor ist hierfür ein hervorragendes Beispiel. Jüngste Fortschritte durch neue Anwendungen wie BERT von Google und GPT3 bieten neue Perspektiven für Innovation und könnten dazu beitragen, bekannte Probleme des Rechtswesens wie die Schaffung von Zugangs zum Recht zu überwinden. Allerdings sind weder Voraussetzungen noch die ethischen, rechtlichen und sozialen Auswirkungen der Anwendung von KI-Sprachprogrammen ausreichend erforscht. Das Projekt NLawP, eine Kooperation zwischen der Professur für Law, Sciences and Technology und dem Lehrstuhl für Software Engineering for Business Information Systems untersucht, wie sich KI-Technologien auf den Rechtssektor auswirken können. Als Basis für weitere Forschung werden wir eine Übersicht über aktuelle Entwicklungen und zukünftige Trends in der Forschung und auf dem Markt für Legal Tech durch den Austausch mit relevanten Akteuren in diesem Bereich erstellen.

Dieses Projekt wird den Stand der Technik und aktuelle Informationen über die Auswirkungen von KI auf den Rechtsbereich erfassen. Das Mapping soll zu einem besseren Verständnis dafür führen, wie spezifische Designentscheidungen ethische, rechtliche und soziale Aspekte verbessern. Mit ihrem multiperspektivischen Ansatz hat die Übersicht das Potenzial, ein zentraler Bezugspunkt der Debatte zu werden.

Ausgehend hiervon wird das Forschungsteam untersuchen, welche regulatorischen Entscheidungen getroffen werden müssen, um eine verantwortungsvolle und effiziente Einführung von sprachverarbeitender Software zu ermöglichen. Das Projekt wird die Erforschung dieses aufstrebenden Bereichs der KI im Hinblick auf Innovation, Übernahme, verantwortungsvolle Nutzung und Infrastrukturen ermöglichen. Ebenso soll die Forschung auch die nachfolgenden Schritte in Bezug auf eine nachhaltige Dateninfrastruktur für den juristischen Sektor und mögliche Innovationen und Vorstellungen der Beteiligten aufzeigen.

Mehr Informationen finden Sie hier.

Projektleitung: Prof. Dr. Christian Djeffal; Prof. Dr. Florian Matthes

Das Projekt verfolgt das Ziel der datenschutzsensiblen Ermittlung von Kontakpersonen, insbesondere in Arbeitsumgebungen. Hierzu werden auch „law by design“ und „critical design“ Ansätze eingesetzt.

Projektleitung: Prof. Dr. Gerog Carle, Prof. Dr. Marc-Oliver Pahl

Zeitraum: 01.09.2020 – 01.06.2021

Fördergeber: Deutsch-Französische Akademie für die Industrie der Zukunft

Themen: COVID-19; QRONITON; Law by design; Critical Design; Privacy Preservation; Contact Tracing

 

Digitization in highly regulated spaces such as the healthcare sector and legal domain requires interdisciplinary views on legal requirements and technical applications. Artificial Intelligence can be used for the betterment of society, but will also bring about a new dimension to the practice in these fields. ‘Excellence in research and teaching’ requires students that can think outside the traditional boundaries of research cultures. By focusing on bringing students together with different backgrounds, this week will bolster the students’ interactional expertise and help them with questions that exist in this new dimension. It prepares the current and next generation of engineers and social scientists to better understand AI and its implications.

The Plug-in module “Mapping digitization in highly regulated spaces” will allow highly motivated students to analyze digital applications of artificial intelligence in interdisciplinary teams, and to gain in-depth knowledge about the legal frameworks of technology and its social impact. Students from the various departments will focus on state-of-the-art applications from the healthcare industry and legal domain. These fields will be at the center of discussion since they are socially impactful, highly regulated, and are expected to transform heavily with the rise of AI. In line with the strategy of excellence, it allows students to reflect on technical developments in the sense of „Responsible Research and Innovation“ in these fields. Using concrete cases, students learn about legal requirements and regulatory mechanisms as well as technical implementation possibilities. Where the learning moments for engineers will be developed through understanding the ethical implications of the technologies or the legal requirements for implementation, students with a social background will have these moments by understanding how AI functions and what phenomena such as ‘biased AI’ means. By doing so, they gain experience with legally compliant technical designs but also learn to record and share their findings through interesting and impactful outputs. Not only is it important to share the output with fellow students, but also to make it accessible for other groups in society. Through media such as podcasts and videos, students can share their findings in an open-access digital environment.

Projektleitung: Dr. Eduardo Magrani

Zeitraum: 01.09.2020 - 31.08.2021

Projekttyp: Plug-in Module

Fördergeber: Internal Funding

Das Projekts Coding Public Value erprobt neue Methoden für ein gemeinwohlorientiertes Software Engineering und geht dabei der Frage nach, wie die rechtlichen, politischen und nutzerorientierten Anforderungen an gemeinwohlorientierte öffentliche Kommunikation in Anforderungen, Methoden und Qualitätssicherungsverfahren für die Entwicklung von Software umgesetzt werden können. Dabei werden institutionelle, politische und organisationale Bedingungen für öffentlich-rechtliche Medienplattformen mit Ansätzen des empirischen Softwareengineering in einen Dialog gebracht. Die Entwicklung dieser Methoden wird dabei über die Involvierung relevanter Stakeholder mit einer breiten Öffentlichkeit konfrontiert und von dieser informiert. Das Projekt bindet dazu in einem interdisziplinären Verbund Science & Technology Studies, Kommunikationswissenschaft, Rechtswissenschaft und evidenzbasierte Softwaretechnik zusammen.

Projektleitung: Prof. Christian Djeffal, PD Dr. Jan-Hendrik Passoth, Assoc. Prof. Dr. Daniel Mendez, Prof. Dr. Hans-Bernd Brosius, Prof. Dr. Wolfgang Schulz

Zeitraum: 01.01.2020 - 31.03.2023

Projekttyp: Drittmittelprojekt

Fördergeber: bidt

Das Projekt entwickelt gemeinsam mit Kollegen aus der Linguistik und dem Public Health Sector eine digitales Angebot (Web App/App) zur Kommunikation von nährwert- und gesundheitsbezogenen Angaben (Health Claims). Die Entwicklung wird dabei ethnographisch begleitet und in Bezug auf verantwortliches Software Design und Partizipation von Interessens- und Betroffengruppen betraten.

Projektleitung: Prof. Dr. Rodney Jones (University of Reading), Jaed Kahn (FoodMaestro), Bridget Benelam (British Nutrition Foundation), Prof. Dr. Christian Djeffal

Zeitraum: 01.2020 - 12.2021

Projekttyp: ["Drittmittelprojekt \/ Third-party funded Project"]

Fördergeber: EU EIT Food

Motivation

Digitale Technologien dringen immer tiefer in unseren Alltag ein und bestimmen unser Leben und unser Zusammenleben. Bei der Gestaltung dieser Technologien spielt die Rechtsberatung oft eine wichtige und vielleicht noch unterschätzte Rolle. Im Projekt wird beleuchtet, inwiefern das Recht als Gestaltungsressource fruchtbar gemacht werden kann.

Ziele und Vorgehen

Ziel ist es, die Rechtswissenschaften als ko-produktive Kraft und Ressource für Technikgestaltung auszuloten und den Einsatz von Recht und Technik kooperativ zu gestalten. Dazu entwickelt und verbessert das Projekt zwei Interventionsansätze,

die auf Rechtsberatung bei der Technikgestaltung abzielen. Eine Intervention befasst sich mit der rechtskonformen Gestaltung der Technik, während sich die andere Intervention mit Innovationsprozessen beschäftigt, die der Umsetzung von Zielen aus Ethik, Recht und Gesellschaft dienen. Beide Interventionen sollen iterativ entwickelt, erprobt, reflektiert und verbessert werden, das heißt einer guten Lösung soll sich schrittweise genähert werden. Dabei steht das Projekt in fortwährendem Dialog mit der Fachöffentlichkeit und der allgemeinen Öffentlichkeit.

Innovationen und Perspektiven

Durch zwei Interventionen werden kreative und originelle Ansätze zur besseren Verankerung rechtlicher, aber auch ethischer und sozialer Aspekte in Technikentwicklungsprojekten erprobt. Diese Interventionen sollen als Methoden den Baukasten der rechtlichen Technikentwicklungsberatung erweitern.

Projektleitung: Prof. Dr. Christian Djeffal;

Zeitraum: 31.03.2021-28.02.2024

Fördergeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Ziel des Projekts „Künstliche Intelligenz und Übersetzung in der öffentlichen Verwaltung“ ist es, dass Potential von KI-Übersetzungssoftware für die öffentliche Verwaltung auszuloten. Dabei sollen Möglichkeiten, Anforderungen und die Machbarkeit nach dem Stand der Technik thematisiert werden. Die Qualität automatisierter Übersetzungen wurde in den vergangenen 10 Jahren auf ein völlig neues Niveau gehoben. Künstliche neuronale Netze erarbeiten Übersetzungsvorschläge, die zwar noch nicht an menschliche Leistungen heranreichen, aber dennoch von vielen Übersetzungsbüros als Ausgangsübersetzungen verwendet werden. Im Projekt soll jedoch auch erörtert werden, inwiefern bestehende Technologien innovativ in neue Kontexte gesetzt werden können.

Projektleitung: Christian Djeffal

Zeitraum: September 2019 - December 2020

Projekttyp: Drittmittelprojekt

Fördergeber: Nationales E-Government Kompetenzzentrum

 

In den letzten Jahren haben immer mehr Künstler angefangen, mit dem neuen Medium Virtual Reality (VR) zu experimentieren und immersive, computergenerierte Welten zu erschaffen. Es gibt bereits viele Museen, Galerien und Festivals, die sich dem Thema VR-Kunst gewidmet und VR-Kunstwerke ausgestellt haben. Trotz der Vielzahl junger als auch bereits etablierter Künstler, die mit dem Medium VR experimentieren und trotz des Einzugs zahlreicher VR-Kunstwerke in wichtige und weniger wichtige Kunstausstellungen, steht Virtual Reality noch am Anfang und ist erst dabei sich als neues Kunstmedium und als neue Kunstform zu entwickeln und entsprechend die eigene medienspezifische visuelle Sprache, Ästhetiken, Inhalte und Themen zu finden. Vor diesem Hintergrund untersucht diese Dissertation die Entwicklungs- und Etablierungsprozesse des Mediums Virtual Reality zu einem neuen Kunstmedium sowie zu einer neuen Kunstform. Dabei steht einerseits die Frage danach im Vordergrund, wie und unter welchen Umständen ein neues Medium zu einem Kunstmedium wird und wie sich daraus neue Kunstformen ergeben. Anderseits wird aber auch betrachtet, wie sich VR-Kunst im institutionellen Geflecht der Kunstwelt etabliert bzw. ihre eigene Kunstwelt aufbaut. Welche Strategien und Methoden werden dabei von wem angewendet und warum? Schließlich wird in dieser Dissertation untersucht wie diese zwei Prozesse, nämlich der Prozess des Werdens eines Kunstmediums sowie einer Kunstform einerseits und der Prozess der institutionellen Etablierung der VR-Kunst innerhalb der Kunstwelt anderseits, miteinander zusammenhängen und sich wechselseitig bedingen.

Diese Fragen werden mit ethnografischen Methoden angegangen, wie etwa Dokumentanalysen, semi-strukturierten Interviews mit verschiedenen Experten innerhalb der Kunstwelt sowie Feldforschung im Atelier von Künstlern, die mit der Technologie Virtual Reality arbeiten. Durch die Untersuchung der Entwicklung von Virtual Reality zu einem künstlerischen Medium sollen die Soziologie der Künste, die Ansätze der Science and Technologies Studies über Kunst sowie Medientheorien miteinander in den Dialog gebracht und erweitert werden.

Projektleitung: Mariya Dzhimova

Zeitraum: Seit Januar 2017

Projekttyp: Promotionsprojekt / PhD Project

Philosophie und Wissenschaftstheorie

Technikgeschichte

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden Bevölkerungsbewegungen in der westlichen Welt zunehmend über individuelle Fähigkeiten (potentieller) Migranten gesteuert, statt über nationale Herkunft. Skills gelten seither nicht nur als Bedingung für die Einreise ins Land, sondern auch für den Einsatz auf adäquaten Beschäftigungspositionen auf dem Arbeitsmarkt. Um in unterschiedlichen Bildungssystemen oder sogar Kulturkreisen erworbene berufliche Lebensläufe vergleichen zu können, versuchten westliche Staaten seit den 1960er Jahren, die Fähigkeiten von Migranten messbar zu machen. Am Beispiel der Bundesrepublik, Kanadas und Großbritanniens untersucht die Studie zunächst, welche Versuche im Rahmen der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit ergriffen wurden, um im Ausland erworbene skills von Migranten zu bewerten und zu vergleichen. Daran schließt sich zweitens die Frage an, ob und wie das Wissen über die Fähigkeiten der Migranten zur Gewissheit wurde, dass die Migration das Sozialsystem nicht überlastet.

Projektleitung: Olga Sparschuh

Projekttyp: Postdoc-Projekt / Post Doc Project

In diesem langjährigen Projekt soll im nächsten Schritt eine Synthese der bisherigen Forschung versucht werden. Es geht darum, die Charakteristika der Technik der Moderne, ihre gesellschaftlichen Funktionen und ihre Nebenfolgen für die sozialen, kulturellen und natürlichen Prozesse in den modernen Gesellschaften zu identifizieren und historisch zu verstehen. Dazu wird derzeit ein längerer Text erarbeitet, der ein Angebot für ein historisches Verständnis der Technik der Moderne – und darüber hinaus der Moderne insgesamt – machen soll. Eine erste Fassung des Ergebnisses liegt jetzt vor.

Neben diesem größeren Syntheseprojekt beschäftige ich mich im Rahmen eines acatech-Arbeitskreises mit Fragen der Technikkommunikation, insbesondere in den Medien. Um die politische und gesellschaftliche Dynamik des Streits um Technik und Wissenschaft zu verstehen, bedarf es einer historischen Medientheorie. Darum werde ich mich bemühen. Zugleich ist dies ein wichtiger Baustein für die oben genannte Synthesearbeit.

Dieser Text ist der Versuch, auf knappem Raum (ca. 100.000 Wörter) einen Vorschlag zum Verständnis der Technik der Moderne zu machen. Der Text ist als E-Book frei verfügbar und kann mit Quellenangabe beliebig weiter verteilt werden. Nach der Vorversion 0.9 liegt er jetzt in der Version 1.0 erstmals in verbindlicher Form vor. Über Rückmeldungen und Diskussionen freue ich mich.

Downloads

Technik der Moderne – Ein Vorschlag zu ihrem Verständnis, Version 1.0 (ca. 300 Seiten, pdf 6,4 MB)

Änderungen und Ergänzungen in Version 1.0 gegenüber Version 0,9 (2 Seiten, pdf 68 KB)

Technik der Moderne – Ein Vorschlag zu ihrem Verständnis, Version 0.9 (ca. 300 Seiten, pdf 6,3 MB

Projektleitung: Ulrich Wengenroth

Evidenz wird für politische, gesellschaftliche und individuelle Entscheidungen immer wichtiger, auch wenn dieser Tage vermehrt von einem drohenden „postfaktischem Zeitalter“ die Rede ist. Evidenz basiert auf wissenschaftlich erhobenen Daten, ist aber auch ein soziales Phänomen. Wie und von wem wird Evidenz hergestellt, wie wird sie verwendet und welche Auswirkungen hat das? Dies sind die grundlegenden Fragen, mit denen sich unsere Forschergruppe auseinandersetzt. Da Evidenz ein Thema ist, das viele verschiedene Disziplinen angeht, ist die Forschergruppe interdisziplinär ausgerichtet. Unsere insgesamt sechs Teilprojekte umfassen Wissenschaftler aus den Fachbereichen Technikgeschichte, Praktische Philosophie, Wissenschaftssoziologie, Medizingeschichte und -ethik, Marketing und Konsumforschung, sowie Wissenschafts- und Umweltgeschichte.

  • Sprecherin: Prof. Dr. Karin Zachmann
  • Ko-Sprecher: Jun-Prof. Dr. Sascha Dickel (Wissenschaftssoziologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz)
  • Koordinatorin: Dr. Olga Sparschuh

→ Website

Teilprojekte

TP4: DIE ROLLE DER MORALISIERUNG IN DER INTERPRETATION VONERNÄHRUNGSWISSENSCHAFTLICHER EVIDENZ

Dieses Projekt untersucht die Evidenzpraktiken der Verbraucher/innen im Feld der Ernährung. Die Ernährung ist eine evolutionär und kulturell tradierte Praktik, die erst seit ca. 100 Jahren mit Erkenntnissen aus den Ernährungswissenschaften gestärkt, konfrontiert und verändert wird. Die Ergebnisse der Phase 1 zeigen, dass Evidenz – verstanden als einleuchtendes und gesellschaftlich akzeptiertes Wissen – als Basis für das Verbraucherhandeln nicht nur ausgehend von wissenschaftlichem Wissen entsteht, sondern vor allem durch Heuristiken und Wertvorstellungen geprägt wird. Dies trifft vor allem dann zu, wenn wissenschaftliches Wissen fragil ist und dem intuitiven Urteil von richtig oder falsch und gut oder schlecht entgegensteht.

  • Prof. Dr. Jutta Roosen
  • Edoardo Maria Pelli

TP5: DIE RISIKOINDUSTRIE. EVIDENZ FÜR SICHERHEIT ALS NEUES FORSCHUNGS- UND GESCHÄFTSFELD IN DER BUNDESREPUBLIK IN DEN 1960ER BIS 1980ER JAHREN

08.2020 – 08.2023

Das Projekt untersucht Evidenzpraktiken der technischen Sicherheit und deren Veränderung in Deutschland in den 1950er bis 1980er Jahren. Nachdem der Fokus in der ersten Phase auf den beiden Technikbereichen Kernkraft und Automobiltechnik lag, steht in der zweiten Phase die Entstehung und Entwicklung der Risikoindustrie im Mittelpunkt. Unter diesem Begriff fassen wir das seit dem Ende der 1960er Jahre neu entstehende Forschungs- und Geschäftsfeld, welches das Risikokonzept als zentrales Paradigma nutzte, um Evidenz für (technische) Sicherheit zu erzeugen und zu verwerten – im ingenieurstechnischen, diskursiv-politischen, aber auch unternehmerischen Sinne. Ziel des Projekts ist es, den Aufstieg und die Etablierung dieses neuen Wissensfeldes in  der BRD historisch nachzuzeichnen und in den Kontext der Entstehung eines neuen Evidenzregimes technischer Sicherheit seit den 1970er Jahren einzuordnen.

  • Prof. Dr. Karin Zachmann
  • Dr. Stefan Esselborn

TP8: AUGENSCHEINLICH EXZELLENT? EVIDENZPRAKTIKEN IN DER AUFBEREITUNG  WISSENSCHAFTLICHER FORSCHUNG UND  BIOGRAPHIEN FÜR DIE BEANTRAGUNG VON ERC  STARTING UND CONSOLIDATOR GRANTS

Im gegenwärtigen Wissenschaftssystem ist hohe wissenschaftliche Qualität, oft mit dem Begriff der Exzellenz gefasst, sowohl zum vielbesprochenen Ziel wissenschaftlicher und wissenschaftspolitischer Aktivitäten geworden, als auch zur strittigen Frage: Wie kann wissenschaftliche Exzellenz evident gemacht werden? Und wer kann sie mit welchen Mitteln bestimmen, messen und vergleichen? Thema des Teilprojekts 8 sind Evidenzpraktiken in der Bewertung von wissenschaftlicher Qualität in der Forschungsförderung.

  • Prof. Dr. Ruth Müller
  • Dr. Mallory James

DFG Forschergruppe 2448 “Evidenzpraktiken”
Mail: evidenzpraktiken@tum.de

Projektleitung: Prof. Dr. Karin Zachmann

Zeitraum: 13.12.2016 – 30.09.2023

Projekttyp: Verbundprojekt / Consortium Project

Fördergeber: DFG

A history of provoking thought and memory

Workshop at Deutsches Museum Munich, Kerschensteiner Kolleg, 22-23 February 2023

Program: please scroll down

Poster

Abstracts

Paper has long been seen in our digital century as a disappearing medium. While its continued centrality for note-taking, scribbling, and as a material
basis of expressing thought is recognized in the recent literature, today’s
final products of scientific publication processes – downloadable files and e-books – steadily transform paper’s character as a collaborative and
collective carrier of knowledge. Paper’s epistemic functions are thus individualized and marginalized – functions which were once essential for thinking with and at the same time on paper.

While we can strongly doubt that paper is disappearing from our lives, we should ask all the more how its character is changing, particularly also given how its very material basis is increasingly challenged by media ecological disturbances in its logistic chains. The workshop aims to discuss these issues in a historical perspective – i.e. discuss what it means and meant, to think with and on paper. Here thinking with does not mean necessarily a conception of a scholar, who is alone with his scribbles and a piece of paper, but it means much more thinking about paper as a communal object, which is circulating between authors and readers or between certain communities, collective actors and individuals who do not necessarily belong to the same social groups. One may take as an example the numerous notes, drafts and pieces of paper, which were found in Gottfried Wilhelm Leibniz’ library and Nachlass; those circulated among his colleagues, were copied and restructured, thus prompting new ideas and at the same time changing their function. Paper may be therefore also regarded as the subtract per se of a “trading zone” between groups of actors, as every such encounter between these groups may prompt a reconsideration of paper and what it carries. By thinking on paper we mean not only the concretization of acts of reflection on the paper (in form or writing) but also, that to use papers as epistemic objects implies material, technical, economic, physical and intellectual conditions that, depending on the context, have to be accepted, rejected, or can be changed. The desks of the present, to give another example, are involved in paper based processes of communication, storage, and deletion, and at the same time they are the site of digital processes that are administratively prepared and operated. In this interplay and co-creation of paper and digital media, relationships and collaborations have recently been changing and are challenged, such as those between author and publisher or researcher and archivist.

Summing up: the workshop aims to think on paper as an object of circulations of knowledge and of practices of enabling and transforming collective memory. Paper here should be however considered in plural, not only due to the various functions it had and has, but also since its characterization as an epistemic object. This consideration enables new research questions and marks problems without necessarily supplying answers. This epistemic character also changes over time: when paper was scarce and highly unavailable, every piece of it should have been used; at other times, when it was more abundant, its epistemic character changed, and one may suggest that scribbling, editing and re-editing of manuscripts became more abundant. How are these transformations to be seen in the natural sciences, in the development of technology and in education? How did the character of the paper as an instrument for thinking and memorizing change in history? And can one consider paper as a changing border between materiality (paper) and abstraction (thought)? We thus especially understand paper as a material foundation to human expression, capable of provoking thought.

Daniela Zetti: daniela.zetti@tum.de

Michael Friedman: friedmanm@tauex.tau.ac.il

 

Program: Paper(s) as Epistemic Carrier of Knowledge

February, 22-23, 2023

Deutsches Museum, Munich, Museumsinsel 1, Kerschensteiner Kolleg

 

22 February

 

13:30-15:00

Introduction

Michael Friedman and Daniela Zetti

The Transmission of the Almagest in Manuscript Culture

Stefan Zieme

 

15:00-15:30 Coffee Break

 

15:30-17:00

“All of This Was Born on Paper”. Producing and Circulating Knowledge in Mine Surveying (1500–1800)

Thomas Morel

Paper Technologies Reconsidered

Christine von Oertzen

Panel discussion moderated by Laura Niebling

 

17:00-18:30 Break

 

18:30

Paper Fast and Loose (online)

Lisa Gitelman

 

23 February

 

9:30-9:45

Welcome

 

9:45-10:30

Paper and Power

Michael Zakim

*cancelled – The Epistemic Potential of Artificial Flatness – cancelled*

Sybille Krämer

Panel discussion moderated by Ellen Harlizius-Klück

 

10:30-10:45 Break

 

10:45-12:15

Circulation of Annotated Course Manuscripts at the École Polytechnique

Jean Dhombres

Book-Keeping. From Paper to Casebooks: Materialisation and Production of Medical Knowledge

Axel C. Hüntelmann

Panel discussion moderated by Karin Zachmann

 

12:15-13:30

Lunch

 

13:30-15:00

Broadsheets at Academic Institutions as Provoking Thought and Memory during the Early Modern Period

Joseph S. Freedman

Paper Technologies in the Editing Factories of the Big Humanities

Lotte Schüßler

Panel discussion moderated by Felix Mauch

 

15:00-16:00

Final discussion and farewell

Partner

The workshop is organized by the Chair for the History of Technology at TU Munich and The Cohn Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas, Tel Aviv University. The event takes place in cooperation with the Deutsches Museum and with the Matters of Activity • Image Space Material Cluster of Excellence at Humboldt-Universität zu Berlin.

Mail: friedmanm@tauex.tau.ac.il, daniela.zetti@tum.de - participation is free but registration is mandatory.

Please send us an email to register. Thank you!

Biofakte sind hybride Objekte, die wie Klon-Schaf und Gen-Tomate die traditionelle Unterscheidung von unbelebter Technik und lebender Natur unterlaufen und damit immer wieder gesellschaftliche Konflikte auslösen. Die aktuellen Auseinandersetzungen um den Einsatz von Gentechnik im Agrar- und Ernährungssektor sind ein markantes Beispiel.

Ziel des Forschungsverbundes Die Sprache der Biofakte ist es, am Beispiel hochtechnologisch kultivierter Pflanzen ein theoretisches und empirisches Gerüst für die Analyse und das Verständnis von Biofakten als sozio-technischen Objekten in modernen Gesellschaften zu erarbeiten. Damit soll sowohl eine vertiefte Reflexion auf Biofakte als auch ein besseres Verständnis aktueller Konflikte auf dem Agrar- und Ernährungssektor erreicht werden.

Als interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern (>Personen) aus Geschichte, Philosophie, Soziologie und dem Industrial Design umfasst der Forschungsverbund sechs >Teilprojekte. Sie sind an der >Ludwig-Maximilians-Universität München, der >Technischen Universität Braunschweig und der >Technischen Universität München angesiedelt. Die Koordination des Forschungsverbundes liegt bei der Technischen Universität München.

Unterstützt werden die Teilprojekte bei ihrer Arbeit von einem variablen Expertenkreis, dem als ständige Mitglieder Dr. habil. Werner L. Kutsch (>ICOS RI), Dipl. Volksw. Maren Schüpphaus (>ScienceDialogue & >dialogimpulse) und Prof. Dr. Bettina Wahrig (>Abt. Wissenschafts- und Pharmaziegeschichte, Technische Universität Braunschweig) angehören. Weitere Unterstützung findet der Forschungsverbund durch seine beiden Praxispartner, das >Deutsche Museumund die >KWS SAAT SE.

Der Forschungsverbund Die Sprache der Biofakte wird vom >Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen seiner Initiative >Sprache der Objekte für die Laufzeit 3/2015 bis 8/2017 gefördert. Betreut wird der Verbund vom >Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (PT-DLR).

Partner

Logos TUM, LUM, TU Braunschweig

Teilprojekte

Biofakte des Atomzeitalters: Strahlenbehandelte Organismen des Agrar- und Ernährungsbereich in Projekten der „Entwicklungshilfe“

Das Teilprojekt analysiert die Semantik und Materialität von strahlenbehandelten Organismen in Entwicklungshilfeprojekten beim Transfer aus der westlichen in die nichtwestliche Welt. Es wird zu zeigen sein, wie die Biofakte des Atomzeitalters zu Kristallisationskernen neuer Netzwerke wurden, die in konfliktreicher Interaktion bisher getrennte Aktanten (UN-Organisationen, Kernforscher, Landwirte, Kernreaktoren, etc.) in weit voneinander entfernten Weltregionen verknüpften und dabei unterschiedliche Vorstellungen über Technizität und Natürlichkeit zur Aufführung brachten. (>mehr)

Projektleitung: Prof. Dr. Karin Zachmann

Zeitraum: 01.03.2015 - 31.08.2017

Projekttyp: Verbundprojekt

Fördergeber: BMBF

Logistik ist, im materiellen wie im metaphorischen Sinne, mit Technikgeschichten der Urbanisierung verflochten. Als organisatorische Rationalität und bauliche Praxis, die globale Räume in den Dienst eines möglichst konstant fließenden Materialflusses stellt, ist sie grundlegend von Städten und ihren Infrastrukturen abhängig, um den beständigen Strom der Dinge in Bewegung zu halten. Dabei formen die Systeme, die das Zirkulieren von Waren, Ideen und Kapital kanalisieren – ob Rangierbahnhöfe, Verladeterminals, Zolllager oder Freihandelszonen – die gebauten Umwelten, aber auch informelle Rhythmen und den Alltag der Stadt. Denn logistische Landschaften sind nach einem strengen Paradigma der Effizienz und Kontrolle gestaltet; sie produzieren nicht nur Verbindungen, sondern auch Ausschlüsse. Vor diesem Hintergrund zeichnet das Forschungsprojekt die Planung Singapurs zur „logistischen Stadt“ nach. Dabei wird Logistik als wissens- und technikintensive Praxis erforscht, die im „langen“ 19. Jahrhundert nicht nur den Fluss kolonialer Waren- und Kapitalströme steuerte, sondern auch den urbanen Raum neu konfigurierte. An der Schnittstelle von Technik- und Umweltgeschichte wird argumentiert, dass die Expansion Singapurs einerseits infrastrukturell und topografisch, andererseits als direkte Folge einer Kulturtechnik zu interpretieren ist, die eben jene Formen von Steuerung, Koordination und Kontrolle hervorbrachte, die mit all ihren sozialen, machtpolitischen und materiellen Konsequenzen als spezifisch „logistisch“ zu kategorisieren sind.

Dr. Felix Mauch
Mail: felix.mauch@tum.de

Projektleitung: Dr. Felix Mauch

Zeitraum: seit 01.01.2016

Projekttyp: ["Postdoc-Projekt \/ Post Doc Project"]

Fördergeber: TUM

Das Projekt untersucht Evidenzpraktiken der technischen Sicherheit im geteilten Deutschland von den 1950er-Jahren bis in die 1980er-Jahre am Beispiel von zwei Technikbereichen, dem Kraftfahrzeugwesen und der Kerntechnik. Als Schlüsseltechnologien des Atom- und Konsumzeitalters trugen diese beiden Bereiche erheblich zur Entwicklung der Vorstellung von ‚Sicherheit‘ als einer zentralen gesellschaftlichen Wertidee bei. Wir gehen davon aus, dass die im Kontext der deutschen Nachkriegsgeschichte und des Kalten Krieges erfolgende Versicherheitlichung von Technikbereichen, d.h. die Identifizierung immer neuer sicherheitsrelevanter Bereiche, mit der Verwissenschaftlichung technischer Sicherheit einherging.

Projektleitung: Prof. Dr. Karin Zachmann, Dr. Stefan Esselborn

Zeitraum: 01.04.2017 – 31.03.2020

Projekttyp: ["Postdoc-Projekt \/ Post Doc Project"]

Fördergeber: DFG

In den 1970er Jahren begannen internationale Organisationen wie die UN, die WHO und die Weltbank kombinierte Umwelt- und Gesundheitsprogramme für den entstehenden „globalen Süden“ zu entwerfen. Ziel dieser großangelegten Interventionen war es, Maßnahmen zu entwickeln, die insbesondere umweltbedingte Infektionskrankheiten dauerhaft eindämmen würden. Die Studie analysiert Programme, die auf durch Vektoren übertragene Infektionskrankheiten wie Malaria, Schwarzwasserfieber oder Flussblindheit zielten und widmet sich insbesondere der Entwicklung der Programme sowie ihrer Implementierung. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie Erfahrungen aus unterschiedlichen Regionen des Globalen Südens verwertet wurden und welche neuen oder modifizierten Praktiken durch diesen Erfahrungsaustausch zur Anwendung kamen. Wie beeinflussten etwa Erkenntnisse aus Kenia die River Blindness Control-Programme in Mexiko? Welchen Einfluss hatten NGOs und der entstehende Ökologismus beispielsweise auf den Pestizideinsatz der Programme?

Dr. Sarah Ehlers
Mail: sarah.ehlers@tum.de

Projektleitung: Dr. Sarah Ehlers

Projekttyp: ["Postdoc-Projekt \/ Post Doc Project"]

Fördergeber:TUM

Meine Forschung verortet sich am Schnittpunkt von MCTS, Kommunikationswissenschaft und Critical Race Studies. Dabei beschäftige ich mich in erster Linie mit der öffentlichen Verbreitung von wissenschaftlichem Wissen zu rassistischer Diskriminierung, Gesundheit und Umweltbelastung. Mein laufendes Forschungsprojekt mit dem Titel “Planning for Persistent Environmental Contamination: Public Health, Indigenous Traditional Knowledge, and Technoscience in Canada” erforscht von Citizen-Science-Projekten verwendete Evidenzpraktiken für Umweltbelastung im Kontext des kanadischen Siedler-Kolonialismus, in dem Evidenzpraktiken dieser Art grundsätzlich umstritten sind. Wissenschaftler stützten sich zur Datensammlung lange Zeit auf die Bemühungen von „Laien“ oder „Amateuren“, deren spezifische Ortskenntnis, Zugang zum Feld, sowie nicht zuletzt die Verfügbarkeit ihrer Zeit und Mühe den Rahmen und die Richtung der Produktion wissenschaftlichen Wissens erheblich beeinflussten. Um zu untersuchen, wie Evidenz zur Feststellung von Umweltschäden hergestellt wird, analysiere ich umstrittene Messmethoden und die Aushandlungsprozesse zwischen First-Nations-Akteuren, Toxikologen, Industrie und Verantwortlichen in der Politik über die Frage, was als Evidenz zulässig ist.

Sarah Blacker, PhD
Mail: sarah.blacker@tum.de

Projektleitung: Sarah Blacker, PhD

Projekttyp: ["Postdoc-Projekt \/ Post Doc Project"]

Fördergeber:TUM

Wissenschaftssoziologie

Das Vorhaben BioNET analysiert die Erwartungen und Potenziale für die Etablierung von biobasierten Negativemissionen in ausgewählten Regionen und stellt eine problemadäquate Wissensbasis für die Bewertung von biobasierten NETs in Deutschland bereit.

Projektleitung: Dr. Nils Matzner

Zeitraum: 01.2022 - 12.2024

Fördergeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Themen: Klimawandel; Negative Emissionsn; Carbon Dioxide Removal; Biomasse; Vertrauen in Wissenschaft

 

Die Beteiligung von Laien an der Forschung galt lange als kaum vereinbar mit dem Selbstverständnis moderner Wissenschaft. Dies beginnt sich jedoch zu wandeln. Unter dem Stichwort Citizen Science etabliert sich gegenwärtig ein sozioepistemisches Arrangement, das auf der Partizipation von Laien im Forschungsprozess basiert. Damit bilden sich neue funktionale Beziehungen heraus, in denen Wissen koproduziert wird, neue Formen der Arbeitsteilungen erprobt und etablierte Rollenverständnisse problematisiert werden. Als technologischer Treiber aktueller Citizen Science gilt die Digitalisierung mit den durch sie ermöglichten Beteiligungsinfrastrukturen. Mit Citizen Science verbinden sich wissenschaftspolitische Erwartungen einer Demokratisierung von Wissenschaft und einer partizipativen Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen.

Gefragt wird, wie Evidenzpraktiken in der Citizen Science funktionieren – angesichts einer Beteiligung von Akteuren und Akteurinnen, die nicht zu zertifizierten wissenschaftlichen Professionsgemeinschaften gehören. (Wie) kann Wissen auch dann als glaubwürdig und handlungsorientierend erachtet werden, wenn der soziale Kreis der Beteiligten an der Forschung den berufswissenschaftlichen Kontext überschreitet?

→ Website

Partner

Prof. Dr. Sascha Dickel (Uni Mainz)

Projektleitung: Prof. Dr. Sabine Maasen; Prof. Dr. Sascha Dickel (Uni Mainz)

Zeitraum: 05/2017 - 04/2020

Projekttyp: Array

Fördergeber: DFG

Ein Prototyp kann noch vage Vorstellungen über zukünftige Techniken und unseren Umgang mit ihnen sichtbar machen, dabei Alternativen eröffnen, aber auch in eine bestimmte Richtung lenken. Inwiefern transportiert etwa der Entwurf eines selbstfahrenden Autos zugleich eine Zukunftsvision des Verkehrs von Übermorgen? Und haben Visionen, die durch Prototypen materialisiert werden, eine größere Chance, realisiert zu werden? Prototypisches Design kann aus dieser Perspektive auch als ein Modell dafür gesehen werden, wie heutige Gesellschaften lernen und Innovationen hervorbringen.

Im Teilprojekt PROLAB geht es um die Frage, wie Prototypen in den Bereichen Mobilität und Gesundheit unter Beteiligung von potenziellen NutzerInnen, aber auch DesignerInnen oder IndustriepartnerInnen in sog. „Reallaboren“ entworfen und hergestellt werden. Der Fokus liegt darauf, wie in Reallaboren als „prototypischen Milieus“ Lernen und Innovation stattfinden – und wie das von der Partizipation unterschiedlicher AkteurInnen sowie von der Digitalisierung des Prototyping beeinflusst wird. Dabei stellt sich auch umgekehrt die Frage, welche Arten von Beteiligung Reallabore ermöglichen.

Die Ergebnisse des Verbundvorhabens mit seinen historischen, soziologischen, ingenieurs- und designwissenschaftlichen Dimensionen wird in einer Ausstellung zum Thema Prototypen und Prototypisierung im soeben im Bau befindlichen Deutschen Museum Nürnberg münden.

Zur offiziellen Website des Verbundprojektes: http://prototyping-futures.org/

Partner

KooperationspartnerInnen im Gesamtprojekt: Johannes-Gutenberg Universität Mainz (JGU), Deutsches Museum Nürnberg, Interaction Design Lab der Fachhochschule Potsdam

Teilprojekte

Teil des Verbundprojekts „PROTOTYP – Zukunft materiell entwerfen. Prototypen als Kommunikationsmedien des Neuen“ (Leitung: Prof. Dr. Sascha Dickel, Johannes-Gutenberg Universität Mainz (JGU)).

Projektleitung: Prof. Dr. Sabine Maasen

Zeitraum: 09.2018 – 08.2021

Projekttyp: Drittmittelprojekt, Verbundprojekt

Fördergeber: BMBF

Sexroboter werden als disruptive Technologie mittelfristig nicht nur die Gestaltung individueller sexueller Praxen grundsätzlich verändern, sondern auch deutlich weiter gefasste traditionelle Dichtotomisierungen (Mann/Frau, Mensch/Maschine, Natur/Kultur, etc.) aufbrechen. Das Projekt untersucht aus queer-feministischer, neomaterialistischer und kritisch-posthumanistischer Perspektive Konzeption und praktische Technikgestaltungsprozesse bei der Herstellung von Sexrobotern und fragt nach sozio-technischen Innovationspotenzialen jenseits anthropomorpher Stereotypisierungen.

Dr. Tanja Kubes:
Tel.: +49 (0) 89 289 23833
Mail: tanja.kubes@tum.de

Projektleitung: Dr. Tanja Kubes

Projekttyp: Postdoc-Projekt

 

Bei Produkt-Service-Systemen steigen die Anforderungen, die Interaktionen einer heterogener werdenden Gruppe von Akteuren zu koordinieren. Daher muss

  1. Innovationsarbeit, also die soziale Praxis der Entwicklung von Innovationen, organisiert werden. Diese Innovationsarbeit muss
  2. wiederkehrend überprüft und weiterentwickelt werden. Schließlich müssen
  3. entstehende Organisationsformen des Zyklenmanagements selbst in einem Prozess der institutionellen Reflexivität überprüft und angepasst werden. Diese dritte Ebene adressiert Teilprojekt A11: Wie können organisationale Regelungen selbst zyklisch bewertet und weiter entwickelt werden?

Ziel ist es, geeignete Formen reflexiver Institutionalisierung zu identifizieren und partizipativ zu gestalten.

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Projektleitung: PD Dr. Jan-Hendrik Passoth, Prof. Dr. Sabine Maasen, Tobias Drewlani, Johan Buchholz, Dr. Uli Meyer

Projekttyp: ["Drittmittelprojekt \/ Third-party funded Project"]

Fördergeber: DFG

Nahrungsmittel als Ergebnis technisierter Bearbeitung galten lange Zeit als Indikator von Fortschritt; dies ist unterdessen bisweilen Anlass zur Skandalisierung, meistens jedoch zumindest ein Stein des Anstoßes. Auch wenn sich die Bewertung angesichts einer Präferenz ‚naturbelassener‘ Lebensmittel gewissermaßen umgekehrt hat, bleibt die grundlegende Frage, was jeweils als ‚natürlich‘ gilt.

Daran schließt das Projekt an, indem es untersucht, wie Grenzen zwischen Natur und Technik ganz konkret dort gezogen werden, wo Natur Gegenstand von Technologien wird: in den Agrar- und Lebensmittelwissenschaften.

Fragestellung

Wie verändert sich die Rolle von Technologien im Kontext der Ernährung? Was gilt hier noch als natürlich, was schon als künstlich? Welche technischen Verfahren gelten als jeweils akzeptabel, damit ein Produkt (noch) als ‚Bio‘ bezeichnet werden können soll und als solches dem Konsumenten gegenübertritt?

These

Unter technosozialen Bedingungen wird sichtbar, wie sich ‚Rohstoffe‘ ihrer Behandlung ‚erwehren‘ – etwa weil es ihrer ‚Natürlichkeit‘ widersprechen würde. Als Indiz dafür fungieren verschiedene Zertifizierungsverfahren im Bereich der Ernährung.

Beitrag zum Forschungsprogramm

Das Projekt zielt auf eine Kartographie von Grenzziehungen von Technik und Natur, indem es Anforderungen an und Bedingungen von Ernährungstechnologien in einem technosozialen Kontext analysiert.

Projektleitung: Dr. Barbara Sutter

Projekttyp: Array

Evidenz wird für politische, gesellschaftliche und individuelle Entscheidungen immer wichtiger, auch wenn dieser Tage vermehrt von einem drohenden „postfaktischem Zeitalter“ die Rede ist. Evidenz basiert auf wissenschaftlich erhobenen Daten, ist aber auch ein soziales Phänomen. Wie und von wem wird Evidenz hergestellt, wie wird sie verwendet und welche Auswirkungen hat das? Dies sind die grundlegenden Fragen, mit denen sich unsere Forschergruppe auseinandersetzt. Da Evidenz ein Thema ist, das viele verschiedene Disziplinen angeht, ist die Forschergruppe interdisziplinär ausgerichtet. Unsere insgesamt sechs Teilprojekte umfassen Wissenschaftler aus den Fachbereichen Technikgeschichte, Praktische Philosophie, Wissenschaftssoziologie, Medizingeschichte und -ethik, Marketing und Konsumforschung, sowie Wissenschafts- und Umweltgeschichte.

  • Sprecherin: Prof. Dr. Karin Zachmann
  • Ko-Sprecher: Jun-Prof. Dr. Sascha Dickel (Wissenschaftssoziologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz)
  • Koordinatorin: Dr. Olga Sparschuh

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Teilprojekte

TP4: DIE ROLLE DER MORALISIERUNG IN DER INTERPRETATION VONERNÄHRUNGSWISSENSCHAFTLICHER EVIDENZ

Dieses Projekt untersucht die Evidenzpraktiken der Verbraucher/innen im Feld der Ernährung. Die Ernährung ist eine evolutionär und kulturell tradierte Praktik, die erst seit ca. 100 Jahren mit Erkenntnissen aus den Ernährungswissenschaften gestärkt, konfrontiert und verändert wird. Die Ergebnisse der Phase 1 zeigen, dass Evidenz – verstanden als einleuchtendes und gesellschaftlich akzeptiertes Wissen – als Basis für das Verbraucherhandeln nicht nur ausgehend von wissenschaftlichem Wissen entsteht, sondern vor allem durch Heuristiken und Wertvorstellungen geprägt wird. Dies trifft vor allem dann zu, wenn wissenschaftliches Wissen fragil ist und dem intuitiven Urteil von richtig oder falsch und gut oder schlecht entgegensteht.

  • Prof. Dr. Jutta Roosen
  • Edoardo Maria Pelli

TP5: DIE RISIKOINDUSTRIE. EVIDENZ FÜR SICHERHEIT ALS NEUES FORSCHUNGS- UND GESCHÄFTSFELD IN DER BUNDESREPUBLIK IN DEN 1960ER BIS 1980ER JAHREN

08.2020 – 08.2023

Das Projekt untersucht Evidenzpraktiken der technischen Sicherheit und deren Veränderung in Deutschland in den 1950er bis 1980er Jahren. Nachdem der Fokus in der ersten Phase auf den beiden Technikbereichen Kernkraft und Automobiltechnik lag, steht in der zweiten Phase die Entstehung und Entwicklung der Risikoindustrie im Mittelpunkt. Unter diesem Begriff fassen wir das seit dem Ende der 1960er Jahre neu entstehende Forschungs- und Geschäftsfeld, welches das Risikokonzept als zentrales Paradigma nutzte, um Evidenz für (technische) Sicherheit zu erzeugen und zu verwerten – im ingenieurstechnischen, diskursiv-politischen, aber auch unternehmerischen Sinne. Ziel des Projekts ist es, den Aufstieg und die Etablierung dieses neuen Wissensfeldes in  der BRD historisch nachzuzeichnen und in den Kontext der Entstehung eines neuen Evidenzregimes technischer Sicherheit seit den 1970er Jahren einzuordnen.

  • Prof. Dr. Karin Zachmann
  • Dr. Stefan Esselborn

TP8: AUGENSCHEINLICH EXZELLENT? EVIDENZPRAKTIKEN IN DER AUFBEREITUNG  WISSENSCHAFTLICHER FORSCHUNG UND  BIOGRAPHIEN FÜR DIE BEANTRAGUNG VON ERC  STARTING UND CONSOLIDATOR GRANTS

Im gegenwärtigen Wissenschaftssystem ist hohe wissenschaftliche Qualität, oft mit dem Begriff der Exzellenz gefasst, sowohl zum vielbesprochenen Ziel wissenschaftlicher und wissenschaftspolitischer Aktivitäten geworden, als auch zur strittigen Frage: Wie kann wissenschaftliche Exzellenz evident gemacht werden? Und wer kann sie mit welchen Mitteln bestimmen, messen und vergleichen? Thema des Teilprojekts 8 sind Evidenzpraktiken in der Bewertung von wissenschaftlicher Qualität in der Forschungsförderung.

  • Prof. Dr. Ruth Müller
  • Dr. Mallory James

DFG Forschergruppe 2448 “Evidenzpraktiken”
Mail: evidenzpraktiken@tum.de

Projektleitung: Prof. Dr. Karin Zachmann

Zeitraum: 13.12.2016 – 30.09.2023

Projekttyp: Verbundprojekt / Consortium Project

Fördergeber: DFG

Co-Creation – Praktiken, die unterschiedliche Akteure in gemeinsamen Innovationsaktivitäten zum wechselseitigen Nutzen zusammenbringen – ist enstanden als eine weithin erwünschte Schlüsselresource für aktuelle Bestrebungen, Innovationsprozesse und -resultate zu verbessern. Das europäische Forschungskonsortium SCALINGS untersucht die Möglichkeiten und Grenzen einer weitergehenden Verbreitung und Nutzung von ko-kreativen Praktiken quer durch Europa.
SCALINGS untersucht mittels eines mobilen, eingebetteten und vergleichend experimentellen Forschungsdesigns einzigartige Umsetzungen und Resultate dreier Instrumente von Co-Creation: innovative Beschaffung, Living Labs und Infrastrukturen der Co-Creation. Das Konsortium fokussiert auf zwei Technologiedomänen (Robotik und städtische Energieversorgung) über 10 Partnerländer hinweg. SCALINGS zielt darauf ab, Möglichkeiten für bewährte Verfahren und sozial robuste Skalierung von Co-Creation zu stärken und dabei gleichzeitig unser Verständnis davon verbessern, wie ko-kreative Praktiken mit den sozialen, kulturellen, ökonomischen und institutionellen Umgebungen, in denen sie umgesetzt werden, zusammenhängen. SCALINGS ist ein interdiszplinäres Projekt, das Sozialwissenschaftler*innen, Ingenieur*innen, politische Entscheidungsträger*innen und Industriepartner*innen aus ganz Europa zusammenbringt.
Das Projekt SCALINGS wird durch das Horizont 2020 Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union innerhalb der speziellen Förderungslinie „Science with and for Society“. Dessen Ziel ist es, effektive Kooperationen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft aufzubauen, um neue Talente für die Forschung zu rekrutieren und dabei wissenschaftliche Exzellenz mit sozialem Verantwortungsbewusstsein zu paaren.

http://www.scalings.eu/

Förderung

 

Partner

Projektleitung: Prof. Dr. S. Pfotenhauer (Koordinator), Prof. Dr. Sabine Maasen, Dr. Uli Meyer, Prof. Dr. Ruth Müller

Zeitraum: 05.2018 – 07.2021

Projekttyp: ["consortium"]

Fördergeber: EU, Horizont 2020

Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit (Re)Konfigurierungen von Natürlichem und Technologischem an, in und von Ernährung. Anhand immer neuer Beziehungen, die Natur und Technologie im Ernährungsbereich eingehen (können), untersucht es die spezifische Formierung des Politischen, in der sich die gegenwärtige TechnoSociety realisiert und die gegenwärtig vermehrt zu verantwortlichem Umgang mit Ernährung aufruft.

Projektleitung: Laura Trachte

Projekttyp: Array

Städte wie Wien oder München sind gegenwärtig im Wachstum begriffen, was die Zahl der EinwohnerInnen und die Bautätigkeit betrifft. Gleichzeitig stehen Gebäude, Wohnungen, Büros und Geschäfte leer und werden über längere Zeiträume nicht genutzt. Unterschiedliche AkteurInnen – u.a. verschiedene Abteilungen der Stadtverwaltung, HausbesitzerInnen, AnrainerInnen, Interessensgruppen, NGO’s und ForscherInnen – vertreten innerhalb dieses Spannungsfeldes unterschiedliche Positionen. Innerhalb der gegensätzlichen und doch zusammenhängenden Dynamiken von Stadtwachstum und Leerstand entwickeln und praktizieren sie unterschiedliche Strategien, um sich urbanen Raum anzueignen.

In diesem Projekt untersuche ich Praktiken der Aneignung von urbanem Raum mit ihren epistemischen, technischen, materiellen, sozialen, emotionalen, verkörperten, raum-zeitlichen und ökonomischen Dimensionen. Aneignung geht in dichten urbanen Räumen immer auch mit Enteignung einher. Es beinhaltet daher immer auch moralische und politische Fragen: Wie soll urbaner Raum verteilt werden? Wie kann Wohnen und Leben organisiert werden? Was sind legitime private und öffentliche Forderungen und Bedürfnisse und wie können diese ausgeglichen werden? Vor diesem Hintergrund spielen Wissen und Wissenspraxen eine wesentliche Rolle. Wie die AkteurInnen Sinn aus Stadtwachstum und Leerstand machen, hat soziale und materielle Auswirkungen – es erlaubt bestimmte Maßnahmen und Handlungen und blendet andere aus. Debatten und Praktiken urbaner Raumaneignung verhandeln somit die Verhältnisse zwischen Wachstum, Rückgang und Verdrängung.

Kontroversen rund um die Aneignung von Stadtraum sind kein neues Phänomen (man denke nur an die Hausbesetzungen in vielen deutschen und österreichischen Städten in den 1970er und 80er Jahren). Allerdings stellt sich die Frage, ob Raumaneignung unter den Konditionen einer TechnoSociety – einhergehend mit der Allgegenwärtigkeit technischer Innovationen und Anwendungen sowie mit einer Neuverteilung von Expertise und Handlungsmacht – eine spezifische Qualität hat.

Projektleitung: Andrea Schikowitz

Zeitraum: seit 2018

Projekttyp: Postdoc-Projekt

Der Roboter ist ein soziales Projekt, das aus den Vorstellungen von Menschen über andere Menschen entsteht. Die in den Entwicklungsumgebungen zum Einsatz kommenden Modelle des Sozialen (Human Factors) sind mitunter weniger kontextsensitiv als die in den Projektbeschreibungen der Förderlinien formulierten Hoffnungen und Ziele versprechen. Mein Projekt versucht die Entwicklung von Robotern als komplexe Verschaltung von Gesellschaftsvorstellungen und Programmierlogiken in den Blick zu nehmen. Dabei konzentriere ich mich auf ein entwicklungsethnographisches Vorgehen, in dem der Sozialforscher an der Programmierung von Robotern beteiligt ist und so „practical knowledge“ darüber gewinnt, wie das ,Soziale‘ in die Maschine gebaut wird.

Projektleitung: Henning Mayer

Projekttyp: Array

Eine Untersuchung der Wahrnehmung und Darstellung von Robotiktechnologie als un/belebt und im Kontext von Mensch-Roboter-Interaktion, Forschungs- und Entwicklungspraxis, Wissenschaftskommunikation, Marketing, Mediendiskurs und politischem Diskurs.

2015-2017: Unterstützt durch ein Promotionsstipendium der Andrea von Braun-Stiftung.

Projektleitung: Dipl.-Psych. Laura Voss

Zeitraum: 2014-2020

Projekttyp: ["phd"]

Fördergeber: 015-2017: Andrea von Braun-Stiftung

Die Raumfahrt sieht sich gegenwärtig selbst einem Prozess tiefgreifender Veränderungen begriffen. Verschiedene Akteure proklamieren unter dem Leitparadigma „New Space“ eine zunehmend kommerzialisierte und privatisierte Raumfahrt. Neue Akteure prägen die Raumfahrtbranche und ihre Kunden. Universitäten und kleine Unternehmen betreiben eigene, kostengünstige Satelliten, Nichtregierungsorganisationen nutzen Weltraumdaten und staatliche und private Institutionen sind zunehmend von kritischen Kommunikations- und Informationsinfrastrukturen im Orbit abhängig. Zugleich erhalten Utopien der bemannten Raumfahrt neuen Auftrieb, die die Menschheit weiter als bisher ins All tragen wollen, während der erdnahe Weltraum zunehmend durch Weltraumschrott verschmutzt und bedroht wird. Dabei zeigen sich erstaunliche Parallelen zu politischen Nachhaltigkeitsforderungen und -bemühungen etwa in der Klimapolitik.

Das Promotionsprojekt untersucht die Genealogie, Epistemiken und Technopolitiken oben genannter Entwicklungen. Im Fokus stehen dabei neue Relationalitäten von Weltraum- und Erdbezogenheit, die unter ubiquitär geschalteten Herausforderungen von Innovation und Nachhaltigkeit verfügbar gemacht werden.

Projektleitung: Michael Clormann

Zeitraum: seit 12.2016

Projekttyp: Array

Fördergeber: Exzellenzinitiative, Munich School of Engineering

Das Projekt erforscht die Entstehung und Verschaltung von Robotik und Altenpflege im Kontext europäischer Innovationspolitik. Dabei wird nicht die (In)Kompatibilität der beiden Seiten angenommen, sondern vielmehr im Rahmen einer umfangreichen Genealogie deren materielle und diskursive Bedingungen analysiert. Dabei schlägt das Projekt eine ‚Analytik des Interfacing‘ vor, die gerade die Praktiken und Prozesse in den Blick nimmt, durch die Robotik und Pflege füreinander kompatibel gemacht werden und wurden. Dies wird anhand dreier Fälle beleuchtet: dem europäischen Innovationsdiskurs, einem pflegerobotischen Entwicklungsprojekt und einem Projekt zur öffentlichen Beschaffung einer robotischen Lösung für geriatrisches Assessment. Darin zeigt sich exemplarisch die die Ubiquität und Mühseligkeit technologischer Verschaltungsarbeit. ‚Interfacing‘ wird zur zentralen politisch-technologisch-sozial zu gestaltenden Aufgabe der TechnoSociety.

Projektleitung: Benjamin Lipp

Zeitraum: 10.2014 – vsl. 05.2019

Projekttyp: Array

Mein Forschungsprojekt stellt die Materialität und Diskursivität von Translationale Medizin ins Zentrum. Hierbei gehe ich davon aus, dass Translationale Medizin auf einen Notstand im foucaultischen Sinne reagiert. Im genaueren führten verschiedene Modifikationen zu Diffusionsversuchen zwischen medizinischer Forschung und Praxis. Trotzdem sind beide Bereiche nicht kompatibel füreinander. Translationale Medizin greift dies auf und zwar in der Form eines Notstands. Vor allem im Policy Diskurs wird die Lücke zwischen Labor und klinischer Praxis als Notstand konstruiert. Diese Lücke wird als systematisches Problem des deutschen Forschungssystems verhandelt. Hier positioniert sich die Translationale Medizin gleichzeitig auch als Antwort auf diesen Notstand. Translationale Medizin offeriert hierbei eine neue organisationale Konfiguration als Lösung. Hierbei lassen sich Prozesse der Institutionalisierung und Professionalisierung von Translationaler Medizin beobachten.

Projektleitung: Julia Klering M.A.

Zeitraum: 08.2016 – 01.2020

Projekttyp: Array

Das Dissertationsprojekt „Technologien des Wandels“ erforscht die Rolle Technischer Universitäten im Kontext einer sich technologisch wandelnden Gesellschaft, die sich selbst als Innovationgesellschaft beobachtet. In dieser geht es um die gestiegene Bedeutung der Forschung für Innovation und dem gleichzeitig gestiegenen Bedarf nach ihrer Legitimation. Forschung soll disruptive Technologien produzieren, der Innovationsverlauf soll in netzwerkförmigen Strukturen stattfinden und zudem reflexiv sein. Seit geraumer Zeit kommt der verantwortliche Umgang mit Innovation („RRI“) hinzu. Keiner würde mehr bestreiten, dass das Soziale nunmehr gleichauf mit dem Technischen steht. Technische Universitäten wie die TU München reihen sich in diese sozio-technischen Innovationen ein, wohl gewiss, dass sie nicht nur Akteure, sondern auch Getriebene dieser Entwicklungen sind. Sogenannte Technologien des Wandels sind ein hypothetischer Zugang zu der Forschungsfrage, wie sich die Technische Universität so transformiert, dass sie nicht nur als Objekt, sondern als Playerin im Spiel um sozio-technische Innovationen hervorgeht. Mein Fall zeigt, dass die Hybridisierung des Sozialen und Technischen letztlich in dominanter Weise zum Technischen aufgelöst wird.

Projektleitung: Anton Schröpfer

Zeitraum: 10.2014 - vsl. 05.2019

Projekttyp: Array

In-Forest ist eine multi-methodische Studie, die das Zusammenwirken von Wertzuschreibungsprozessen und Ungleichheiten in der Wissenschaft am Beispiel der interdisziplinären Waldforschung empirisch untersucht. Es wird untersucht, wessen/welche Art von Wissen als valide und relevant anerkannt wird, und wie sich soziale Dimensionen wie Geschlecht und Lokalität auf die sozialen und epistemischen Positionen von AkteurInnen im forstwissenschaftlichen Feld auswirken. Hierfür kombiniert die Studie bibliometrische und ethnographische Methoden mit einer vergleichenden Inhaltsanalyse wissenschaftlicher Publikationen, für welche verschiedene Datensets von Waldforschung (Veröffentlichungen in internationalen sowie in länderspezifischen Journalen, mit Fokus auf Südafrika und Tansania) erstellt werden.

Das Projekt stützt sich auf Wissenschaftssoziologie und Szientometrie, Valuation Studies sowie postkoloniale und feministische Forschung. Es verbindet damit bisher disparate Perspektiven, um Ungleichheiten und deren Auswirkungen auf globale Wissensproduktion besser zu verstehen, was eine entscheidende Voraussetzung für deren Überwindung ist. Die Ergebnisse der Studie sollen sowohl in STS als auch in die Waldforschung selbst zur Reflexion und Diskussion eingebracht werden. Das afrikanisch-europäische Team möchte einen wesentlichen Beitrag und Impulse für aktuelle Diskurse liefern, die Wissensdiversität und Inklusion im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung und verantwortungsvoller Forschung thematisieren.

Projektteam:

  • Dr. Susanne Koch – Project lead; TUM STS Department, Science and Technology Policy Group und TUM School of Management, Lehrstuhl für Wald- und Umweltpolitik
  • Camilla Tetley – PhD candidate; TUM STS Department, Science and Technology Policy Group
  • Prof. Nelius Boshoff – Project lead; Centre for Research on Evaluation, Science and Technology (CREST), Stellenbosch University, Südafrika
  • Dr. Similo Ngwenya – Post-doc researcher; Centre for Research on Evaluation, Science and Technology (CREST), Stellenbosch University, Südafrika
  • Dr. Rodrigo Costas – Mercator Fellow; Centre for Science and Technology Studies (CWTS), Leiden University, Niederlande
  • Jonathan Dudek – Junior scholar; Centre for Science and Technology Studies (CWTS), Leiden University, Niederlande
  • Dr. Amani J. Uisso – Senior researcher; Tanzania Forestry Research Institute (TAFORI), Tansania

Dr. Susanne Koch
Tel.: +498928929209
Mail: susanne.koch@tum.de
Augustenstraße 46, 80333 München
Raum: 351

Projektleitung: Dr. Susanne Koch; Prof. Nelius Boshoff (Stellenbosch University)

Zeitraum: 01.02.2022-31.01.2026

Projekttyp: Drittmittelprojekt

Fördergeber: DFG

 

Wissenschafts- und Technologiepolitik

Women are disproportionately affected by a variety of drug use-related harms and remain under-represented in addiction treatment and drug support services. In response to these challenges, state of the art research and policy debates have emphasized the urgent need to incorporate gender-specific needs into the design and delivery of drug services. Building on this imperative, the DAAD project seeks to shed much needed light on the factors influencing the development and implementation of ‘gender-responsive’ drug services. To this end, Dr Aysel Sultan from the STS department at TUM will spend 1 month at the Eastern Health Clinical School of Monash University in Melbourne, Australia which will be followed by an exchange visit from Dr Tristan Duncan to the STS department. The fellows will collaboratively design and undertake a qualitative study on how drug services incorporate gender and gender-responsiveness into service delivery. This exchange is funded by the German Academic Exchange Program (DAAD) and Veski in Victoria.

The case study of the project is a German drug consumption room ragazza e.V. located in the city of Hamburg. As one of two ‘women-only’ drug consumption rooms services globally (second one being in Vancouver), the site provides a unique and heretofore unexamined example of gender-responsive policy in practice. The case study will be complemented with visits to drug consumption rooms in Berlin and Melbourne, conversations with local experts in each country and examination of local policy briefs.

This project will contribute new knowledge on the development and implementation of gender-responsive drug services, including insights into the processes, challenges, and dynamics that shape program operations and sustainability. As policy makers continue to grapple with gendered inequalities in drug service access, this knowledge can play a critical role in supporting informed drug policy decision-making and practice in Australia and abroad. The project will also act as a pilot study that will form the basis of a grant application involving a comparative analysis of German and Australian drug consumption room stakeholders’ understandings of gender-responsive design.

Projektleitung: Aysel Sultan, Tristan Duncan

Zeitraum: Aug-Oct 2023

Projekttyp: Drittmittelprojekt

Fördergeber: DAAD, Veski and Monash University

The Focus Group „Responsible Innovation Communication“ conducts research in the area of public communication of emerging technology using Artificial Intelligence (AI) as an exemplary case.

Projektleitung: Prof. Dr. Ruth Müller

Zeitraum: 01.04.2022-31.03.2025

Fördergeber: Institute for Advanced Study

Themen: Science Communication, AI, expectations, sociotechnical imaginaries

 

People (working on the project at the STS Department): Prof. Dr. Ruth Müller, Dr. Aysel Sultan 

The Research Cultures in Germany project investigated how researchers in various fields and disciplines perceive working and living in Germany and what opportunities and challenges they identify for local research cultures in Germany. The aim was to develop a description of the current conditions from which the Foundation could derive ideas for its funding activities and for potential improvements for the future of research cultures in Germany.

Within the context of this project, we understand research cultures as multidimensional: they are composed of epistemic, social, organizational, and societal dimensions. We therefore also speak of research cultures in the plural: while there are frameworks at the societal and organizational level that apply to all research fields in Germany. Moreover, specific research fields have their own epistemic and social practices and norms against which they interpret and negotiate organizational and societal frameworks.

In Germany, working and living conditions with regards to research careers have gained attention in recent years, especially along the protest movements from untenured staff and early career researchers that became a popular debate under the #IchbinHanna and #IchbinReyhan (Bahr et al., 2022). This movement has pointed to precarious employment conditions and accompanying restrictions to quality, creativity, productivity, and also diversity in German research landscape. These protest movements, the evaluation of the Wissenschaftszeitvertragsgesetz 2022, or attempts by some universities to establish new forms of employment, especially for postdoctoral researchers, have led to an intensive discussion of the situation of untenured staff. What is largely missing, however, are debates and analyses that take a systemic perspective and, in this sense, look at research cultures in Germany from the perspective of different actors and their interactions. This project aimed to emphasize some of the field-specific differences in sociology, environmental humanities, artificial intelligence and synthetic biology to highlight the interrelation of different human and nonhuman actors (such as institutional structures, legal conditions) in navigating the challenges of everyday research life.

Our findings suggest that some problem areas can be addressed directly through changes in research funding. In many cases, we see the Volkswagen Foundation as an actor that could initiate important discourses in the German science system and thus achieve step-by-step changes together with other actors.

Partner

Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH

DHZW (German Centre for Higher Education Research and Science Studies)

EvaConsult

Prof. Ruth Müller, Chair of Science and Technology Policy, Dr. Aysel Sultan, Lecturer (RESET)
Tel.: +49(89) 289 29214/ +49(89) 289 29205
Mail: ruth.mueller@tum.de, aysel.sultan@tum.de
Augustenstr. 46, 80333 München
Raum: 355, 352

Projektleitung: Michael Ploder, Joanneum Research, Graz/Austria

Zeitraum: Jan-Dec 2022

Projekttyp: Consortium Project Third-party funded Project

Fördergeber: Volkswagen Foundation

 

The “Evidence for Excellence” research project focuses on evidence practices in the demonstration and evaluation of scientific quality for research funding purposes. Project researchers are studying how different actors in European science and science policy understand and define high scientific quality in their work practices.

Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Sascha Dickel, Prof. Dr. Karin Zachmann, Dr. Olga Sparschuh

Zeitraum: 2017-2023

Fördergeber: DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft

Themen: Evidence Practices in Science, Medicine, Technology and Society

As part of the TUM Innovation Network for Neurotechnology in Mental Health (NEUROTECH), we follow an innovative embedded ethics and social science approach that we recently developed in a collaborative effort and have started to implement at TUM. This approach is based on the interdisciplinary integration of ethics and social science researchers into the basic science, clinical and technology development aspects of the research processes of neurotechnology. Based on this integration, we accompany and analyze the research and development processes of the NEUROTECH network, for example when building novel AI-driven therapeutic interventions. We then feed back our analysis of potential ethical and social issues – ranging, e.g., from algorithmic bias to data protection aspects to impacts on patient autonomy and the future doctor-patient-relationship – into development processes in real-time in order to identify, reflect on and address any ethical and social issues as they arise.

To complement this analysis, we work in participatory ways with relevant stakeholders in society that are affected by the technology and its implementation, such as patients and patient organizations, doctors and nursing staff. We engage with these stakeholders, explore their perspectives and expertises and make this knowledge available to the NEUROTECH network so that it can be considered in research processes and the development of technologies as well as their clinical implementation

Partner

Prof. Dr. Simon Jacob (Translational Neurotechnology) – Coordinator

Prof. Dr. Alena Buyx (Ethics in Medicine and Health Technologies)

Prof. Dr. Julijana Gjorgjieva (Computational Neurosciences)

Prof. Dr. Ruth Müller (Science & Technology Policy)

Prof. Dr. Markus Ploner (Human Pain Research)

Prof. Dr. Josef Priller (Department of Psychiatry and Psychotherapy)

Prof. Dr. Daniel Rückert (Artificial Intelligence in Healthcare and Medicine)

Prof. Dr. Bernhard Wolfrum (Neuroelectronics)

Projektleitung: Prof. Dr. Simon Jacob (Coordinator); Prof. Dr. Ruth Müller (PI “Embedded ethics and social science for responsible neurotechnology”); Prof. Dr. Alena Buyx (Co-PI “Embedded ethics and social science for responsible neurotechnology”)

Zeitraum: 2022-2026

Projekttyp: TUM Innovation Networks

Fördergeber: TUM Innovation Networks

People (working on the project at the STS Department): Prof. Dr. Ruth Müller, Prof. Dr. Alena Buyx, Svenja Breuer, Theresa Willem.

As artificial intelligence (AI) and Machine Learning (ML) continue to advance and permeate healthcare and medicine, it is crucial that we consider the ethical and social implications of these developments. From issues of bias and discrimination, privacy and autonomy, transparency and accountability, to questions of human-machine interaction, the ethical and social issues surrounding medical AI are complex and multifaceted and need to be addressed carefully and responsibly.

MedAIcine addresses key challenges and tensions regarding the responsible design and use of AI in medical imaging. Applying an embedded ethics and social science approach, the project team of science and technology studies (STS), philosophy, and ethics researchers investigates social and ethical aspects emerging in medical AI research and implementation empirically. We conduct case studies of ML in radiology, dermatology, and endoscopy, using a process of long-term integrated collaboration with technological and medical researchers and practitioners. Our research foci include issues of trust, privacy, transparency, explainability, and responsibility in relation to medical AI technologies, physician and patient perceptions of these technologies, and issues of bias and equity in data collection and analysis.

MedAIcine is the first pilot project of the Center for Responsible AI Technologies, founded by the University of Augsburg (UNIA), the Munich School of Philosophy (HFPH) and the Technical University of Munich (TUM) in February 2022. The Center pursues the goal of bringing consideration of philosophical, ethical, and social science questions and problems into the entire process of AI technology development and implementation.

Projektleitung: Prof. Dr. Ruth Müller, Prof. Dr. Alena Buyx

Zeitraum: 10/2022-09/2025

Projekttyp: Third-party funded Project

Fördergeber: Center for Responsible AI Technologies

Thema des Teilprojekts 8 sind Evidenzpraktiken in der Bewertung von wissenschaftlicher Qualität in der Forschungsförderung. Im gegenwärtigen Wissenschaftssystem ist hohe wissenschaftliche Qualität, oft mit dem Begriff der Exzellenz gefasst, sowohl zum vielbesprochenen Ziel wissenschaftlicher und wissenschaftspolitischer Aktivitäten geworden, als auch zur strittigen Frage: Wie kann wissenschaftliche Exzellenz evident gemacht werden? Und wer kann sie mit welchen Mitteln bestimmen, messen und vergleichen?

Als assoziiertes Projekt AP2 der Forschergruppe in Phase 1 habe wir untersucht, wie Gutachter/innen des renommierten Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) die  Prozesse der wissenschaftlichen Begutachtung im ERC wahrnehmen und navigieren, und welche Normen und Werte ihre Evidenzpraktiken in der Feststellung der Qualität wissenschaftlicher  Projekte und Biographien anleiten. Dabei zeigte sich ein Spannungsverhältnis zwischen einem prinzipiell heterogenen und kontextabhängigen Verständnis von Exzellenz unter den Gutachter/innen in der abstrakten Diskussion, und einem dominanten Fokus auf standardisierte Performanceindikatoren in der Darstellung der tatsächlichen Bewertungspraktiken.

Im vorliegenden Teilprojekt für die zweite Phase verschiebt sich der Fokus auf die Evidenzpraktiken von Antragsteller/innen beim ERC. Das Teilprojekt verortet seine Analyse in einer  weitreichenderen Dynamik der De- und Restabilisierung von Vorstellungen wissenschaftlicher Qualität, die Ergebnis grundlegender Transformationsprozesse in der Wissenschaft sind und für die  die Schaffung des ERC selbst ein Ausdruck ist. Genauso wie Gutachter/innen stehen Antragsteller/innen vor der Frage, wie sie die hohe wissenschaftlichen Qualität von Forschungsideen und  wissenschaftlichen Biographien evident machen können. Das TP8 erforscht, welchen Evidenzpraktiken Wissenschaftler/innen anwenden, wenn sie Evidenz für die Exzellenz ihrer Anträge  generieren wollen und welche epistemischen, normativen und institutionellen Auswirkungen diese Praktiken haben könnten. Dieses Forschungsziel wird das Projekt mit qualitativen  sozialwissenschaftlichen Methoden verfolgen. Wir werden Interviews mit Antragsteller/innen sowie mit universitären Mitarbeiter/innen, die Wissenschaftler/innen bei der Antragstellung beraten  durchführen, Antragsdokumente analysieren und Coachingevents für Antragsteller/innen teilnehmend beobachten. Das TP8 wird damit beforschen, wie Wissenschaftler/innen Evidenz für die Qualität ihrer Arbeit schaffen und dadurch neue Kriterien und Standards für qualitativ hochwertige und glaubwürdige Wissenschaft erzeugen und einüben. Aufgrund der zentralen Rolle, die wissenschaftliches Wissen für Evidenzpraktiken in verschiedenen Gesellschaftsbereichen spielt, stellte eine solche reflexive Analyse von innerwissenschaftlichen Evidenzpraktiken, die
wissenschaftliche Ressourcen und Renommee entscheidend regulieren, eine wichtiges Element der Forschungsgruppe Evidenzpraktiken dar.

Projektleitung: Prof. Dr. Ruth Müller

Zeitraum: 12.2020 - 09.2023

Projekttyp: Drittmittelprojekt / Third-party funded Project

Fördergeber: DFG

 

The integration of embodied Artificial Intelligence (AI) into healthcare and society is expected to deliver major benefits in future decades. However, innovations such as AI operating robots, AI prosthetics, care- or at some point even micro- and nanorobots will come with a number of ethical, social, political and legal challenges, among them ground-breaking shifts in the work cultures and expertise of medical professionals. These challenges arising from novel divisions of labour between humans and machines need to be addressed proactively if embodied AI is to be implemented into medicine and society successfully and responsibly. While overarching principles such as those by the European High Level Expert Group on Artificial Intelligence, or standards such as the ISO for personal care robots have been developed, concrete and fine-grained frameworks for a responsible integration of embodied AI products into healthcare practices and work cultures are still largely missing. There are also no best practice models available for the interdisciplinary development of human-machine applications in biomedicine that take ethical, social and regulatory issues into account.

RR-AI therefore seeks to 1) empirically study the social and ethical and legal dimensions of two novel AI-based technologies – a service robot named GARMI, and a smart arm exoprosthesis – as they are being developed and implemented in healthcare practice; 2) develop a practical toolbox for future interdisciplinary AI innovation, as well as concrete standards and recommendations for responsible integration of embodied AI into healthcare work practice and training; 3) experimentally test these tools and recommendations through interdisciplinary co-creation and work-place integration of embodied AI applications. The project thus takes an innovative “embedded” approach, whereby ethical, social, legal and political analyses constitute integral elements of an AI product design process as well as its work place integration. Project results will be discussed with stakeholders, pilot-tested and disseminated widely.

The project is part of the transdisciplinary consortium “Digitalization” (https://www.bidt.digital/bidt-foerdert-neun-forschungsprojekte-zur-digitalisierung/), which explores questions of the digital transition in economy and work, politics and society, as well as media and public communication. The consortium is funded by the Bavarian Institute for Digital Transformation (bidt) of the Bavarian Academy of Sciences and Humanities. Within the consortium, the project “Responsible Robotics” is part of the initiative “economy and work”.

Projektleitung: Prof. Dr. Ruth Müller

Zeitraum: 04.2020 - 06.2023

Projekttyp: Verbundprojekt

Fördergeber: Bayerisches Forschungsinstitut für digitale Transformation (bidt)

  • Leitung: Prof. Dr. Ruth Müller
  • Forschende: Julia Feiler

Das CRISPR-Cas9 System wird derzeit als revolutionärer Durchbruch in der Gentechnologie diskutiert und erhält zunehmend wissenschaftliche und mediale Aufmerksamkeit. Das aus Bakterien isolierte System würde völlig neue Möglichkeiten der „Genom-Editierung“ quer zu verschiedensten Organismen erlauben, die wesentlich präziser und kostengünstiger wären als bisherige biotechnologische Methoden. Die Anwendungsbereiche reichen von der stark vereinfachten Erzeugung genetisch veränderter Pflanzen und Nutztiere bis hin zur Entwicklung neuer Gentherapien. In den Agrarwissenschaften sind die neuen technologischen Möglichkeiten mit der Hoffnung verbunden, dass sie zu einer effizienteren und nachhaltigeren Landwirtschaft beitragen könnten, indem traditionelle Zuchtmethoden durch gentechnologische Methoden erweitert werden könnten. Gleichzeitig wirft die Genom-Editierung drängende ethische, politische und soziale Fragen auf und wird in der Öffentlichkeit durchaus kontrovers diskutiert.

Im Rahmen des transdisziplinären Forschungsverbundes FORTiGe (Forschungsverbund Tiergesundheit durch Genomik, Bayerische Forschungsstiftung LINK forschungsstiftung.de/Projekte/Details/Forschungsverbund-Tiergesundheit-durch-Genomik-FORTiGe.html) untersuchen wir öffentliche und wissenschaftliche Wahrnehmungen dieser neuen Möglichkeit, mit einem spezifischen Fokus auf die Anwendung von Genom-Editierungsverfahren bei Nutztieren in Bayern. Mit qualitativen sozialwissenschaftlichen Methoden, wie etwa Interviews und szenarienbasierten Fokusgruppendiskussionen, erforschen wir, wie verschiedene Stakeholdergruppen die Möglichkeiten und Herausforderungen neuer Genom-Editierungsverfahren in der landwirtschaftlichen Tierzucht wahrnehmen und analysieren die damit verbundenen spezifischen Bewertungsdynamiken und öffentlichen Wahrnehmungen. Damit eröffnen wir Möglichkeitsräume für partizipative Debatten darüber, was verantwortungsvolle Technologieentwicklung in Bezug auf neue Genom-Editierungsverfahren und in konkreten nationalen und lokalen Kontexten heißen kann.

Projektleitung: Prof. Dr. Ruth Müller

Zeitraum: 09.2018 – 05.2021

Projekttyp: Array

Fördergeber: Bayerische Forschungsstiftung

  • Leitung: Prof. Dr. Ruth Müller
  • Forschende: Dr. Sarah Schönbauer

Plastik und insbesondere Mikroplastik in der Umwelt stehen seit einiger Zeit vermehrt im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Schlagzeilen wie „Unterschätzte Gefahr – Plastikteilchen verunreinigen Lebensmittel“ (Spiegel online, 2013) oder „Gefährliche Mini-Giftbomben“ (Focus online, 2012) weisen auf einen zunehmenden gesellschaftlichen Diskurs über die möglichen gesundheitlichen und umweltbezogenen Risiken von Mikroplastik hin, der sich auch in einer steigenden wissenschaftlichen und politischen Beschäftigung mit dem Thema (Mikro)Plastik in der Umwelt widerspiegelt.

Das Projekt „Plastics – Publics – Politics“ beschäftigt sich damit, wie unterschiedliche Interessensgruppen das Thema Mikroplastik wahrnehmen und wie es in verschiedenen gesellschaftlichen Arenen, wie etwa Medien, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik diskutiert und problematisiert wird. Damit sollen die gesellschaftlichen Rahmenbindungen für einen möglichen neuen sozialen und politischen Umgang mit (Mikro)Plastik in der Umwelt analysiert werden. Der qualitative sozialwissenschaftliche Zugang des Projekts umfasst unter anderem eine Medienanalyse der Repräsentation von Mikroplastik in deutschen Tages- und Wochenzeitschriften; Interviews mit Forscher/innen und zivilgesellschaftlichen Aktivist/innen; und Fokusgruppen mit Bürger/innen.  Das Projekt fördert darüber hinaus in Kollaboration mit dem Umweltbundesamt den inter- und transdiziplinären Dialog zwischen Stakeholdern aus Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft.

Das Projekt ist Teil des transdisziplinären Konsortiums „SubµTrack – Innovative Analysemethoden für Submikroplastik” (https://www.wasser.tum.de/submuetrack/das-projekt/), das die toxikologischen, ökologischen, sowie die sozialen und politischen Aspekte von Mikro- und Nanoplastikpartikel in der Umwelt untersucht. Das Konsortium wird durch das Deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmens Forschungsschwerpunktes „Plastik in der Umwelt“ (https://bmbf-plastik.de) gefördert. Das Teilprojekt „Plastics – Publics – Politics“ erhält zudem Förderungen durch das MCTS Lab “Engineering Responsibility”.

Projektleitung: Prof. Dr. Ruth Müller

Zeitraum: 03.2018 – 08.2021

Projekttyp: ["Verbundprojekt \/ Consortium Project"]

Fördergeber: BMBF

Projektteam: Prof. Dr. Ruth Müller (PI), Dr. Michael Penkler, Sophia Rossmann, M.A., Georgia Samaras, M.A.

Die Epigenetik erforscht Veränderungen in der Genaktivität, die nicht durch Mutationen im genetischen Code ausgelöst werden, sondern durch chemische Modifikationen auf der DNA. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass epigenetische Modifikationen und damit die Genexpression durch Umwelteinflüsse signifikant verändert werden können, etwa durch Umweltgifte, Ernährung, Trauma oder Stress. Die daraus resultierenden Forschungszugänge der „Umweltepigenetik“ eröffnen so neuartige, wichtige Möglichkeiten, Körper, Gesundheit und Krankheit als ‚biosozial’ zu verstehen. Jedoch ist noch unklar, wie die spezifischen Auswirkungen solcher Perspektiven in verschiedenen Forschungsbereichen der Lebenswissenschaften aussehen können und wie Ansätze aus der Umweltepigenetik das Verständnis von Körper, Gesundheit und Krankheit in verschiedenen Forschungsfeldern auf unterschiedliche Arten beeinflussen können.

Daher verfolgt dieses Projekt einen vergleichenden Ansatz und untersucht, wie Zugänge aus der Umweltepigenetik in drei Forschungsfeldern, die von großer gesundheitspolitischer Relevanz sind, angewendet und angepasst werden: Ernährungsepidemiologie, Umwelttoxikologie und die Pathophysiologie von Angst- und Affektstörungen. Zu diesem Zweck setzt das Projektteam qualitative sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden, wie Interviews, ethnographische Beobachtungen und Dokumentenanalyse ein. Dieser vergleichende Ansatz erlaubt uns, dafür offen zu sein, dass die Umweltepigenetik in diesen Feldern ein unterschiedliches „epistemischen Ding“ (Rheinberger, 1997) mit jeweils unterschiedlichen sozialen und politischen Implikationen darstellen kann. Dieser Zugang beruht auf zentralen Perspektiven der Wissenschafts- und Technikforschung, die den situierten Charakter der Wissensproduktion (Haraway, 1988; Knorr-Cetina, 1999) und die Notwendigkeit kontextsensitiver Forschungsansätze (Jasanoff, 2004) hervorheben. Neben seinem Beitrag zur sozialwissenschaftlichen Diskussion über die Umweltepigenetik wird das Projekt den konstruktiven interdisziplinären Dialog zwischen Sozial- und Lebenswissenschaften aktiv fördern.

Projektleitung: Prof. Dr. Ruth Müller

Zeitraum: 10.2018 – 09.2021

Projekttyp: ["Drittmittelprojekt \/ Third-party funded Project"]

Fördergeber: DFG

Evidenz wird für politische, gesellschaftliche und individuelle Entscheidungen immer wichtiger, auch wenn dieser Tage vermehrt von einem drohenden „postfaktischem Zeitalter“ die Rede ist. Evidenz basiert auf wissenschaftlich erhobenen Daten, ist aber auch ein soziales Phänomen. Wie und von wem wird Evidenz hergestellt, wie wird sie verwendet und welche Auswirkungen hat das? Dies sind die grundlegenden Fragen, mit denen sich unsere Forschergruppe auseinandersetzt. Da Evidenz ein Thema ist, das viele verschiedene Disziplinen angeht, ist die Forschergruppe interdisziplinär ausgerichtet. Unsere insgesamt sechs Teilprojekte umfassen Wissenschaftler aus den Fachbereichen Technikgeschichte, Praktische Philosophie, Wissenschaftssoziologie, Medizingeschichte und -ethik, Marketing und Konsumforschung, sowie Wissenschafts- und Umweltgeschichte.

  • Sprecherin: Prof. Dr. Karin Zachmann
  • Ko-Sprecher: Jun-Prof. Dr. Sascha Dickel (Wissenschaftssoziologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz)
  • Koordinatorin: Dr. Olga Sparschuh

→ Website

Förderung

 

Partner

 

Teilprojekte

TP4: DIE ROLLE DER MORALISIERUNG IN DER INTERPRETATION VONERNÄHRUNGSWISSENSCHAFTLICHER EVIDENZ

Dieses Projekt untersucht die Evidenzpraktiken der Verbraucher/innen im Feld der Ernährung. Die Ernährung ist eine evolutionär und kulturell tradierte Praktik, die erst seit ca. 100 Jahren mit Erkenntnissen aus den Ernährungswissenschaften gestärkt, konfrontiert und verändert wird. Die Ergebnisse der Phase 1 zeigen, dass Evidenz – verstanden als einleuchtendes und gesellschaftlich akzeptiertes Wissen – als Basis für das Verbraucherhandeln nicht nur ausgehend von wissenschaftlichem Wissen entsteht, sondern vor allem durch Heuristiken und Wertvorstellungen geprägt wird. Dies trifft vor allem dann zu, wenn wissenschaftliches Wissen fragil ist und dem intuitiven Urteil von richtig oder falsch und gut oder schlecht entgegensteht.

  • Prof. Dr. Jutta Roosen
  • Edoardo Maria Pelli

TP5: DIE RISIKOINDUSTRIE. EVIDENZ FÜR SICHERHEIT ALS NEUES FORSCHUNGS- UND GESCHÄFTSFELD IN DER BUNDESREPUBLIK IN DEN 1960ER BIS 1980ER JAHREN

08.2020 – 08.2023

Das Projekt untersucht Evidenzpraktiken der technischen Sicherheit und deren Veränderung in Deutschland in den 1950er bis 1980er Jahren. Nachdem der Fokus in der ersten Phase auf den beiden Technikbereichen Kernkraft und Automobiltechnik lag, steht in der zweiten Phase die Entstehung und Entwicklung der Risikoindustrie im Mittelpunkt. Unter diesem Begriff fassen wir das seit dem Ende der 1960er Jahre neu entstehende Forschungs- und Geschäftsfeld, welches das Risikokonzept als zentrales Paradigma nutzte, um Evidenz für (technische) Sicherheit zu erzeugen und zu verwerten – im ingenieurstechnischen, diskursiv-politischen, aber auch unternehmerischen Sinne. Ziel des Projekts ist es, den Aufstieg und die Etablierung dieses neuen Wissensfeldes in  der BRD historisch nachzuzeichnen und in den Kontext der Entstehung eines neuen Evidenzregimes technischer Sicherheit seit den 1970er Jahren einzuordnen.

  • Prof. Dr. Karin Zachmann
  • Dr. Stefan Esselborn

TP8: AUGENSCHEINLICH EXZELLENT? EVIDENZPRAKTIKEN IN DER AUFBEREITUNG  WISSENSCHAFTLICHER FORSCHUNG UND  BIOGRAPHIEN FÜR DIE BEANTRAGUNG VON ERC  STARTING UND CONSOLIDATOR GRANTS

Im gegenwärtigen Wissenschaftssystem ist hohe wissenschaftliche Qualität, oft mit dem Begriff der Exzellenz gefasst, sowohl zum vielbesprochenen Ziel wissenschaftlicher und wissenschaftspolitischer Aktivitäten geworden, als auch zur strittigen Frage: Wie kann wissenschaftliche Exzellenz evident gemacht werden? Und wer kann sie mit welchen Mitteln bestimmen, messen und vergleichen? Thema des Teilprojekts 8 sind Evidenzpraktiken in der Bewertung von wissenschaftlicher Qualität in der Forschungsförderung.

  • Prof. Dr. Ruth Müller
  • Dr. Mallory James

DFG Forschergruppe 2448 “Evidenzpraktiken”
Mail: evidenzpraktiken@tum.de

Projektleitung: Prof. Dr. Karin Zachmann

Zeitraum: 13.12.2016 – 30.09.2023

Projekttyp: Verbundprojekt / Consortium Project

Fördergeber: DFG

Co-Creation – Praktiken, die unterschiedliche Akteure in gemeinsamen Innovationsaktivitäten zum wechselseitigen Nutzen zusammenbringen – ist enstanden als eine weithin erwünschte Schlüsselresource für aktuelle Bestrebungen, Innovationsprozesse und -resultate zu verbessern. Das europäische Forschungskonsortium SCALINGS untersucht die Möglichkeiten und Grenzen einer weitergehenden Verbreitung und Nutzung von ko-kreativen Praktiken quer durch Europa.
SCALINGS untersucht mittels eines mobilen, eingebetteten und vergleichend experimentellen Forschungsdesigns einzigartige Umsetzungen und Resultate dreier Instrumente von Co-Creation: innovative Beschaffung, Living Labs und Infrastrukturen der Co-Creation. Das Konsortium fokussiert auf zwei Technologiedomänen (Robotik und städtische Energieversorgung) über 10 Partnerländer hinweg. SCALINGS zielt darauf ab, Möglichkeiten für bewährte Verfahren und sozial robuste Skalierung von Co-Creation zu stärken und dabei gleichzeitig unser Verständnis davon verbessern, wie ko-kreative Praktiken mit den sozialen, kulturellen, ökonomischen und institutionellen Umgebungen, in denen sie umgesetzt werden, zusammenhängen. SCALINGS ist ein interdiszplinäres Projekt, das Sozialwissenschaftler*innen, Ingenieur*innen, politische Entscheidungsträger*innen und Industriepartner*innen aus ganz Europa zusammenbringt.
Das Projekt SCALINGS wird durch das Horizont 2020 Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union innerhalb der speziellen Förderungslinie „Science with and for Society“. Dessen Ziel ist es, effektive Kooperationen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft aufzubauen, um neue Talente für die Forschung zu rekrutieren und dabei wissenschaftliche Exzellenz mit sozialem Verantwortungsbewusstsein zu paaren.

http://www.scalings.eu/

Förderung

 

Partner

Projektleitung: Prof. Dr. S. Pfotenhauer (Koordinator), Prof. Dr. Sabine Maasen, Dr. Uli Meyer, Prof. Dr. Ruth Müller

Zeitraum: 05.2018 – 07.2021

Projekttyp: ["consortium"]

Fördergeber: EU, Horizont 2020

Sola dosis facit venenum – »Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.« (Paracelsus 1538, Begründer der Toxikologie)

Das lange Zeit geltende Dogma der Toxikologie »die Dosis macht das Gift» unterliegt in den letzten Jahren einer Neuverhandlung angestoßen durch die fortlaufend neuen Erkenntnisse aus dem molekularbiologischen Feld der Epigenetik. Die Epigenetik erforscht, wie kleine chemische Veränderungen auf der DNA (epi-, griech.: »auf«) die Genaktivität nachhaltig beeinflussen können, ohne dass diese auf genetische Mutationen zurückzuführen sind. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass solche epigenetischen Veränderungen auf Umweltreize wie Toxine, Ernährung oder Stress reagieren, was zur Entwicklung neuer Forschungsansätze führte, die unter dem Begriff »Umweltepigenetik« zusammengefasst werden.

Für die Umwelttoxikologie ist es äußerst reizvoll, die Rolle der Umwelt bei der Krankheitsentstehung als epigenetische Veränderungen anzuerkennen. Toxikologische Studien untersuchen seit jeher die schädlichen Auswirkungen von Umweltgiften wie Weichmachern oder Metallen auf Organismen. Allerdings waren Wissenschaftler*innen bisher ratlos, wie sie langfristige gesundheitliche Folgen von Toxinen fernab von Mutationen erklären können. Um diese Frage zu beantworten, fokussieren sich die Forschungsanstrengung derzeit darauf, den grundlegenden Mechanismus zu verstehen, wie Toxine auf epigenetische Prozesse im Körper wirken und wie diese Krankheiten im weiteren Verlauf des Lebens verursachen können.

In meiner Dissertation möchte ich der Forschungsfrage nachgehen, was der Ansatz der Umweltepigenetik in der Umwelttoxikologie un-/sichtbar macht und mit welchen Konsequenzen. Hierfür interessiere ich mich besonders für die jüngste Verschiebung der Umwelttoxikologie hin zur Übernahme epigenetischer Ansätze und wie die Forscher*innen diese an ihre Forschungsvorhaben anpassen. Ich sehe diese Verschiebung eingebettet in den seit den 1990er Jahren laufenden Prozess der Molekularisierung der Lebenswissenschaften, wobei ich mich besonders auf die Felder der Toxikologie und Umweltepidemiologie konzentriere. Die aktuellen Bemühungen, die langfristigen Auswirkungen von Toxinen auf die Materialität des Molekularen zurückzuführen, spiegeln die Neuorganisation des Feldes hin zu einem »molekularen ‚Denkstil‘« wider (Fleck, 1979; Rose, 2007).

Ich möchte diese Verschiebung anhand des Objekts Toxizität veranschaulichen. Wie entsteht Toxizität als ein »erkennbares Objekt« (Murphy 2006) durch kontingente Momente in der Entwicklungsgeschichte der Toxikologie und Umweltepidemiologie? Auf welche Weise verändert sich Toxizität mit Blick auf die Transformation des Feldes von einer beschreibenden, dienstleistungsorientierten Wissenschaft zu einer mechanistisch denkenden Wissenschaft, die sich molekularbiologische Werkzeuge zu eigen macht? Welcher neuen Register der Evidenz bedienen sich die Wissenschaftler*innen, um Toxizität auf der molekularen Ebene sichtbar zu machen? Wo zeigen sich Spannung zur klassischen Toxikologie und Epidemiologie? Mittels Literaturanalyse, qualitativen Interviews und Beobachtungen untersuche ich, wie Forscher*innen in ihren spezifischen Forschungskontexten Toxizität denken und diese im Labor herstellen. Wie ist Toxizität »made to matter« (Murphy 2006) in der epigenetischen Forschung zu Toxinen und mit welchen Konsequenzen für die Wahrnehmung von Gesundheit und Krankheit?

Das Promotionsvorhaben ist eingebettet in das Projekt „Die Umweltepigenetik situiert verstehen. Eine vergleichende, akteurszentrierte Studie der Umweltepigenetik als aufstrebender Forschungsansatz in drei Forschungsfeldern„, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und von Prof. Ruth Müller geleitet wird.

 

Sophia Rossmann
Tel.: +49(89) 289 29220
Mail: sophia.rossmann@tum.de
Augustenstr. 46, 80333 München

Projektleitung: Sophia Rossmann

Zeitraum: Seit 2018

Projekttyp: ["phd"]

Sind hohes Übergewicht und damit einhergehende Stoffwechselerkrankungen das Ergebnis mangelnder Selbstdisziplin? Diese sowohl gesellschaftlich als auch medizinisch weit verbreitete Annahme wird wissenschaftlich zunehmend in Frage gestellt. So weisen Forschungsergebnisse darauf hin, dass die frühkindliche Entwicklung während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren prägend für spätere Krankheitsrisiken im Erwachsenenalter sein kann. Bestimmte Umwelteinflüsse wie Über- oder Unterernährung können demnach den Körper auf eine Art und Weise „programmieren“, die ihn mitunter lebenslang anfälliger für hohes Körpergewicht und die Entwicklung metabolischer Erkrankungen machen kann. Einiges deutet sogar darauf hin, dass derartige „Programmierungseffekte“ nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die der eigenen Kinder nachhaltig beeinflussen können, und Krankheitsrisiken somit womöglich von Generation zu Generation vererbt werden. Diese Forschungsergebnisse haben potentiell große Auswirkungen auf den Umgang mit Übergewicht und metabolischen Erkrankungen in Gesundheitspolitik, Medizin und Alltag. Sie betonen beispielsweise die Bedeutung der mütterlichen Ernährung während der Schwangerschaft für die künftige Gesundheit des Kindes, was werdende Eltern jedoch auch stark unter Druck setzen kann. Die Annahme, dass Übergewicht und begleitende Stoffwechselerkrankungen womöglich ihren Ursprung in oft zurückliegenden Entwicklungsphasen haben, könnte zudem auch zur Hinterfragung vieler gängiger gesellschaftlicher Stereotypen über Personen mit Übergewicht (etwa, dass diese „faul“ oder „unverantwortlich“ wären) führen.

In dem sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekt „Metabolische Erkrankungen in einer Lebenslaufperspektive“ untersuche ich, wie die Entwicklungsursprünge von Adipositas und Stoffwechselerkrankungen medizinisch erforscht werden und was mögliche gesellschaftliche und politische Implikationen dieser Forschung sein könnten. Dazu führe ich Interviews mit führenden Forschern/innen aus dem Feld der sogenannten „Developmental Origins of Health and Disease“, Darüber hinaus beobachte ich Forschungspraktiken in diesem Bereich, und ich analysiere den gegenwärtigen Forschungsstand umfassend. Ich untersuche dabei, wie in unterschiedlichen Forschungsansätzen Adipositas und Begleiterkrankungen als Lebenslauferkrankungen umgedeutet werden und wie dadurch neue Formen von Verantwortlichkeit entstehen. Das Forschungsprojekt hat so zum Ziel, neue Krankheitsmodelle noch im Entstehungsprozess sozialwissenschaftlich aufzuarbeiten. Es soll dadurch auch zu einer breiteren Debatte über die gesellschaftlichen Potentiale und Herausforderungen dieses hochaktuellen medizinischen Forschungsbereiches beitragen.

Das Forschungsprojekt ist mit einem Erwin Schrödinger Postdoc-Stipendium des FWF – Der Wissenschaftsfond ausgezeichnet worden.

Projektleitung: Dr. Michael Penkler

Zeitraum: 09.2018 – 09.2021

Projekttyp: Array

In den letzten zwei Jahrzenten können wir einen Wandel in der Art und Weise beobachten, wie die Biologie das menschliche Leben konzeptualisiert: nicht mehr hauptsächlich basierend auf einem unveränderlichen Genom, sondern zunehmen dadurch beeinflusst, wie wir leben. Innerhalb dieser Perspektive ist die Umweltepigenetik ein neuer wichtiger Forschungsansatz. Sie geht davon aus, dass unser Körper und Geist formbar sind und durch sozio-materielle Umweltaspekte, darunter Toxine, Ernährung und Stresserfahrungen, verändert werden können. Diese Anpassungen, so die Forscher*innen, erfolgen über molekulare Mechanismen, die die Art und Weise beeinflusst, wie unsere Gene abgeschrieben werden und damit, wie sich unser Körper und unsere Gesundheit entwickeln. Während die Umweltepigenetik wichtige neue Einsichten zum Verständnis des menschlichen Lebens als biosoziales Phänomen bietet, erweitert sie auch den biologischen Blick aus dem Labor auf geeignete Studienojekte in der realen Welt – eine Erweiterung, die möglicherweise soziale und politische Konsequenzen für das Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft sowie für die wissenschaftliche Forschungspraxis mit sich bringt.

In dieser Arbeit wird daher untersucht, wie ein psychiatrisches Forschungsinstitut Ansätze aus der Umweltepigenetik integriert, um die Ursachen für und die Entwicklung von psychischen Gesundheitszuständen besser zu verstehen. Im Rahmen der epigenetischen Forschung in der Psychiatrie werden Stresserfahrungen als eine entscheidende epigenetische Umwelt beschrieben. Diese Konzeptualisierung fährt zu Forschungsstrategie, Stress in der Laborsituation nachzustellen. In meiner Dissertation gebe ich vertiefte Einblicke in diese alltäglichen Forschungspraktiken auf Grundlage ethnographischer Feldforschung, qualitativer Interviews und Literaturanalyse. Ich untersuche insbesondere die Inszenierung von Stress in drei verschiedenen experimentellen Versuchsanordnungen: Zellmodelle, Tiermodelle und Forschung mit menschlichem Material. Vor diesem Hintergrund argumentiere ich, dass diese unterschiedlichen Versuchsanordnungen ebenso unterschiedliche epigenetische Konfigurationen psychischer Gesundheit mit spezifischen sozialen Auswirkungen realisieren.

Neben der Analyse, wie Forscher*innen in ihren Experimenten mit Umwelt/Stress umgehen, befasst sich die Arbeit auch mit der Umwelt dieser Forschungspraktiken und dem biologischen Labor selbst. Aus dieser Perspektive zeige ich eine Diskrepanz zwischen den Idealvorstellungen der Wissenschaftler*innen über die Durchführung sauberer Stressforschung und den tatsächlichen Forschungsbedingungen. Das heißt, dass die Umwelt in der Epigenetik nicht nur als Stimulus in Stressexperimenten wirksam wird. Sie tritt auch als reales Phänomen in Erscheinung, das die Forschungspraktiken beeinflusst, wie z.B. eine laute Baustelle, die potentiell Auswirkungen auf Verhaltensexperimente mit Mäusen haben kann.

Angesichts der zentralen Hypothese der epigenetischen Forschung – nämlich, dass sich Umwelterfahrungen in unserer Biologie bis hinunter zum Zellkern widerspiegeln – liefert meine Arbeit wichtige Erkenntnisse darüber, wie epigenetische Perspektiven nicht nur in die psychiatrische Forschung integriert werden, sondern auch darüber, wie die Umweltepigenetik möglicherweise die biologische Forschung selbst verändern kann. Mit anderen Worten: Diese Arbeit zeigt, wie die Epigenetik das Potenzial hat, die Epistemologie der Lebenswissenschaften und unser sozialwissenschaftliches Verständnis des biologischen Labors zu verändern.

Georgia Samaras
Tel.: +49(89) 289 29220
Mail: georgia.samaras@tum.de
Augustenstr. 46, 80333 München

Projektleitung: Georgia Samaras

Zeitraum: 2015-2020

Projekttyp: ["phd"]

Projektteam: Prof. Dr. Ruth Müller (Leitung), Kay Felder

‚Akademische Exzellenz‘ ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Kernbegriff wissenschaftspolitischer Diskurse geworden. Zahlreiche tiefgreifende Reformen der europäischen Forschungslandschaft wurden mit dem Ziel begründet, nationale Forschungskapazitäten auf ein weltweites Spitzenniveau anzuheben. Dabei ist die konkrete Bedeutung des Exzellenzbegriffs von seinem praktischen Gebrauch in spezifischen Anwendungskontexten abhängig. Das Projekt „Evidenz für Exzellenz“ zielt darauf ab, die Operationalisierung des Exzellenzbegriffs an einer zentralen und zukunftsweisenden Schnittstelle des Wissenschaftssystems, den europäischen Nachwuchsförderungsprogrammen, zu untersuchen. In diesem Projekt folgen wir einem akteurszentrierten Zugang und führen reflexive peer-to-peer Interviews mit Gutachter/innen unterschiedlicher Förderprogramme durch, um nachzuzeichnen, wie Gutachter/innen Bewertungsprozesse in verschiedenen europäischen Förderprogrammen wahrnehmen und mit diesen umgehen. Wir verstehen Gutachter/innen dabei als Akteur/innen, die vor dem Hintergrund eines sich kontinuierlich im Wandel befindlichen Wissenschaftssystems komplexe evaluative Entscheidungen treffen und dabei potentiell widersprüchliche Aspekte und Vorstellungen von hoher wissenschaftlicher Qualität miteinander verhandeln. Das Projekt schließt inhaltlich an Arbeiten aus der Wissenschafts- und Technikforschung (Science & Technology Studies, MCTS) und den Valuation Studies an, die Verfahren der wissenschaftlichen Bewertung als soziale Prozesse verstehen, in denen Wertvorstellungen nicht einfach angewandt, sondern auch produziert werden. Das Projekt wird einen empirisch fundierten Beitrag zu einer wissenschaftlichen und wissenschaftspolitisch dringend notwendigen Reflexion der Normen, Werte und Spannungen leisten, die gegenwärtige Evidenzierungsprozesse von Exzellenz in einer zunehmend hochkompetitiven Forschungsförderungslandschaft prägen.

Das Projekt wird gefördert durch das MCTS Labor Engineering Responsibility und durch den TUM Gender & Diversity Incentive Fund erhalten. Das Projekt ist assoziiertes Projekt der DFG Forschergruppe 2448 “Evidenzpraktiken in Wissenschaft, Medizin, Technik und Gesellschaft”.

Projektleitung: Prof. Dr. Ruth Müller

Projekttyp: Array

Fördergeber: MCTS Labor Engineering Responsibility, TUM Gender & Diversity Incentive Fund

Anthropology of Science and Technology